Pushen: Unterschied zwischen den Versionen

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Dieses Thema betrifft Versuche, eine junge Kolonie durch Zugabe von Puppen (oder gar Larven) zu verstärken.
Mit Pushen wird der Versuch bezeichnet, eine Kolonie durch Zugabe koloniefremder Brut oder Arbeiterinnen zu verstärken. Meistens wird dies mit Puppen versucht, da diese relativ häufig aktzeptiert werden, schon sehr weit entwickelt sind und somit kaum Pflegeaufwand durch die Kolonie benötigen. Es funktioniert aber auch mit Eiern oder Larven.


Man muss sich vor Augen halten, dass so eine Kolonie mit Königin, x Arbeiterinnen, y fressenden Larven und Eiern ein lebendes System darstellt, in dem die einzelnen Teile im Normalzustand in einem gewissen Gleichgewicht stehen, so wie die Organe in einem einzelnen Tier. Stört man dieses Gleichgewicht, indem plötzlich eine der Untereinheiten zu stark, oder zu gering vertreten ist, kann das Ganze instabil werden. Auswirkungen auf andere Untereinheiten sind selbstverständlich zu erwarten. (Bei Bienen gibt es Versuche dazu).
Das Zugeben von Arbeiterinnen kann auch funktionieren, wenn diese Arbeiterinnen frisch geschlüpft sind(noch nicht ausgehärteter Chitinpanzer, hellere Farbe). Das Hinzugeben von älteren(fertigen ausgehärteten, ausgefärbten) Arbeiterinnen ist nicht zu empfehlen, da es hier (mit Ausnahme unikolonialer Arten) zu Kämpfen kommen wird.


So sind die Ovarien einer Königin über die Jahre des Heranwachsens stark angeschwollen. Um die Eier darin bis zur Ablage hinreichend zu versorgen, sind Drüsensekrete von entsprechend vielen Arbeiterinnen nötig. Wird der Zustrom von Eiweiß-reichen Futtersekreten durch Reduktion der Arbeiterzahl (z.B. von 10.000 auf 500) stark gedrosselt (z.B. beim unvollständigem Einfangen einer reifen Kolonie aus der Natur), kann die Funktion der Ovarien beeinträchtigt werden. Es werden darin weiterhin viele Eizellen produziert, die aber nicht "richtig" mit Dotterproteinen angefüllt werden können, zum Teil degenerieren (evtl. absterben). Das kann schädlich für den ganzen Stoffwechsel der Königin sein. Oft liest man von "fetten" Königinnen, die mit nur ein paar Dutzend Arbeiterinnen eingefangen werden, und dann liest man nichts mehr darüber: Die Königin ist gestorben.
Ob und wie gut Puppen aktzeptiert werden, hängt von der Art der Puppen so wie der Art der zu pushenden Kolonie ab. Generell sollte immer mit Puppen der gleichen Art gepusht werden.


Umgekehrt verursacht die Zugabe von Larven in eine junge Kolonie Probleme bei deren Versorgung durch zu wenige Arbeiterinnen. Da haben die Völker oft ein Regulativ: Sie fressen die überschüssigen Larven oder werfen sie aus dem Nest zum Abfall.
== Akzeptanz / Adoption fremder Puppen ==
 
Bei Zugabe von zu vielen Puppen, aus denen sehr viele Arbeiterinnen schlüpfen, kommt die noch junge Königin (mit evtl. noch zu kleinen Ovarien) mit der Verarbeitung von deren Drüsensekreten nicht nach. Ergebnis ist oft, dass einige Arbeiterinnen diese Proteine sozusagen bei sich behalten, oder sich gar von anderen Arbeiterinnen damit füttern lassen, und dann eigene Eier legen. Daraus entstehen männliche Larven, die wiederum in Futterkonkurrenz zu den eigenen weiblichen Larven der Königin treten.
 
Vieles zu diesem Thema ist nicht quantitativ erforscht, beruht eher auf einer Interpretation von gelegentlichen Beobachtungen. Aber man kann es zum Teil mit dem menschlichen Körper vergleichen: Ein Leistungssportler, der plötzlich aufhört, kann bekanntlich Herzprobleme bekommen, weil er sich ein viel zu großes Herz antrainiert hat. Bei einer leider manchmal auch bei Kindern notwendigen Nierentransplantation kann man nicht die vergleichsweise riesige Niere eines Erwachsenen einsetzen, usw..
 
'''Fazit''': Wenn man junge Kolonien "boosten" will, dann nur mit Arbeiterinnenpuppen, und man sollte die Zahl der vorhandenen Arbeiterinnen höchstens verdoppeln. (Falls zu wenige Arbeiterinnen vorhanden, kann man auch ein paar mehr Puppen zugeben, so dass die für das Alter der Kolonie "normale" Anzahl Arbeiterinnen erreicht oder nur wenig überschritten wird.)
 
=== Akzeptanz / Adoption fremder Puppen ===
Hinzugeben von Puppen (Artabhängig):
Hinzugeben von Puppen (Artabhängig):
*der gleichen Art: Meistens erfolgreich
*der gleichen Art: Meistens erfolgreich
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*einer anderen Unterfamilie: Nur in Ausnahmefällen erfolgreich
*einer anderen Unterfamilie: Nur in Ausnahmefällen erfolgreich


=== "Pushen" ===
Zum Beispiel wird eine Lasius niger Kolonie Lasius niger Puppen einer anderen Kolonie mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen. Puppen von Lasius flavus werden weniger erfolgreich angenommen. Dass Puppen von Formica fusca angenommen werden ist unwahrscheinlich. Das Annehmen von Myrmica rubra Puppen sogut wie ausgeschlossen.
In den Foren hat sich dieser Begriff eingebürgert. Durch Zugabe von Brut, Arbeiterinnenpuppen oder Larven, will man kleine Kolonien verstärken oder die Koloniegründung beschleunigen.
 
Somit ist zu empfehlen nur artgleiche Puppen zu verwenden.
 
== Was passiert wenn die Puppen nicht angenommen werden? ==
Nichts schlimmes. Entweder werden sie garnicht erst in das Nest getragen, werden einfach aufgefressen oder landen kurze Zeit später wieder auf dem Müll. Auch wenn die Puppen anfangs aktzeptiert werden, kann es passieren, dass die Arbeiterinnen nach dem Schlüpfen getötet werden. So konnte zum Beispiel beobachtet werden, dass beim Zugeben von Larven, diese gefüttert und groß gezogen wurden. Nach dem Schlüpfen der Puppen, die neuen Arbeiterinnen aber umgehend getötet wurden.
 
== Gefahren des Pushens ==
Leider gibt es zu diesem Thema keine wirklich aussagekräftige Erfahrungen, sondern nur Interpretationen  von gelegentlichen Beobachtungen verschiedener Personen.
 
Somit lässt sich nicht feststellen ob und welche Gefahren das Pushen einer Kolonie mit sich bringt. Es gibt Berichte von gepushten [[Pheidole pallidula]] Kolonien, bei denen die Königin von Soldaten getötet wurde. Ob dieses Verhalten allein eine Folge des Pushens war oder andere Faktoren ausschlaggebend waren lässt sich weder überprüfen noch ausschließen.
 
Ein weiterer Punkt ist die Menge an Puppen mit denen gepusht wird. Es wird vermutet, dass bei Zugabe von zu vielen Puppen, aus denen sehr viele Arbeiterinnen schlüpfen, die noch junge Königin (mit evtl. noch zu kleinen Ovarien) mit der Verarbeitung von deren Drüsensekreten nicht mehr nachkommt. Ergebnis kann sein, dass einige Arbeiterinnen diese Proteine sozusagen bei sich behalten, oder sich gar von anderen Arbeiterinnen damit füttern lassen, und dann eigene Eier legen. Daraus würde dann männliche Larven entstehen, die wiederum in Futterkonkurrenz zu den eigenen weiblichen Larven der Königin treten.
 
Über die Anzahl der Puppen die man gefahrlos hinzugeben kann, gibt es abweichende Meinungen. Mache würden einer gründenden Jungkönigin nicht mehr als 2-3 Arbeiterinnen zutrauen. Anderen Berichten zufolge gab es auch bei der Zugabe von 50 Puppen bei einer bisher arbeiterinnenlosen Königin keine Probleme.
Hier fehlt es leider an gesicherten Erfahrungsberichten um konkrete Aussagen zu machen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es keinen festen Richtwert gibt, sondern solch ein Richtwert bei jeder Art (gar jeder Königin) unterschiedlich ausfallen kann.
 
Als letzten Punkt wäre noch die Möglichkeit der Übertragung von Krankheiten oder Parasiten zu nennen. Auch wenn dies eher unwahrscheinlich ist, ist diese Gefahr nicht von der Hand zu weisen.
 
== Pro und Kontra ==
In den einschlägigen Foren wird dieses Thema kontrovers diskutiert. So gibt es sehr verschiedene Meinungen, die das Pushen unter allen Umständen verteufeln und andere, die bisher nur positive Erfahrungen gemacht haben und am liebsten jede Gründungskolonie pushen.
 
Wie bei wohl jeder Diskussion sind Extreme nicht zu empfehlen sondern die Mitte der wohl vernünftigste Weg.
 
Auf die Kontra-Argumente wurde im Gefahren-Bereich schon detailiert eingegangen. Hinzufügend sei noch erwähnt, dass gepushte Kolonien oft als Mogelpackung betrachtet werden, da sie den Anschein machen, als habe der Halter es durch super Haltungsbedinungen in kurzer Zeit auf eine so hohe Anzahl Individuen gebracht, während er dies in Wirklichkeit nur durch Pushen erreicht hat. Zudem hat der Halter so nicht die Möglichkeit die natürliche Entwicklung einer einzigen Gyne bis zu einer großen Kolonie zu beobachten sondern es wird einfach ein Teil der Entwicklung übersprungen.
 
Auf der Seite der Berfürworter des Pushens ist es wohl hauptsächlich das Argument der (wohl langweiligen) Gründungsphase. Bei einer kleinen Kolonie mit keinen oder nur wenig Arbeiterinnen gibt es keine Aussenaktivität und wenig zu beobachten. Durch Pushen kann so leicht die Kolonie schnell eine Größe annehmen bei der es etwas mehr zu beobachten gibt.
Außer der Aktivität gibt es noch andere Gründe weshalb man schnell auf eine größere Anzahl an Arbeiterinnen kommen will. Gerade bei Zuchtversuchen von Ameisen macht es Sinn zu pushen, wenn man dadurch die Zeit bis zur Produktion der ersten Geschlechtstiere um 1 oder 2 Jahre verkürzen kann. So wird pushen auch im wissenschaftlichen Rahmen praktiziert (siehe A.Buschinger, Eine Methode zur Zucht der Gastameise Formicoxenus nitidus mit Leptothorax acervorum als Wirtsameise, Insectes Sociaux, Paris, Volume 23 no3 , 1976, pp. 205-214).
 
Ein weiteres Argument ist das Pushen bei Königinnen, bei denen die Gründung  (auf Grund von Haltungsfehlern) gescheitert ist. Durch die erste (fehlgeschlagene) Gründung haben sie viele Reserven verloren so dass das Gelingen einer zweiten Gründung sehr unwahrscheinlich ist. Hier ist das Pushen eine sinnvolle Methode um dennoch erfolgreich eine Kolonie zu gründen. Klar ist auch, dass Pushen hier keinen Sinn macht, wenn die Gründung wegen anderen Umständen (z.b. unbegattete Königin) nicht erfolgt.


Dieses Vorgehen ist durchaus möglich und kann zum Ziel führen (siehe oben). Allerdings sind dabei einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:
Aber nicht nur bei gescheiterten Erstgründungen ist ein pushen sinnvoll. Auch bei sozialparasitär gründenden Arten ist das Pushen oft die einzige Möglichkeit erfolgreich eine Kolonie zu gründen, solange man nicht eine komplette Kolonie der Wirtsart opfern will.


'''IMMER''' nur Brut derselben Art zugeben! Bei manchen Arten geht es auch mit Brut einer verwandten Art (besonders bei Sklavenhaltern wie Formica sanguinea), aber für viele Artenpaare weiß man nicht genau, ob es funktioniert.


'''NIEMALS''' zu viel fremde Brut zugeben! Einer gründenden Königin sollte man nie mehr als 2-3 Arbeiterinnenpuppen zugeben. Wenn diese geschlüpft sind und alles gut geht, kann man einige Tage später ein paar weitere Puppen zusetzen. Eine zu kleine Kolonie lässt sich verstärken, wenn man ihr fremde Brut der eigenen Art zugibt; das sollte aber nie mehr als vielleicht 50 % der schon vorhandenen Arbeiterinnen sein.
Mit diesen Pro und Kontra Argumenten kann sich hoffentlich jeder eine eigene Meinung bilden. Da gerade Einsteiger in der Ameisenhaltung oft nach Pushen fragen, da ihnen ihre kleine Kolonie zu langweilig erscheint, soll an dieser Stelle nochmal empfohlen werden sich in Geduld zu üben. Gerade im Rückblick ist dies auch eine sehr interessante Zeit und gerade bei der ersten Kolonie ist es empfehlenswert die natürliche Entwicklung zu beobachten. Hat man diese Gründungsphase schon öfters beobachten können, so ist wohl nichts gegen ein Pushen (in Maßen) der Kolonie einzuwenden.


In einem thread  http://www.dasameisenforum.info/  Thema: ''"Myrmecia von Frank - bei wem klappt die gründung?"'' (Start 1.4.06) wird von mehreren Haltern berichtet, dass im Formikarium begattete(?) Jungköniginnen von Myrmecia pavida zunächst mit je zwei Puppen einer anderen Myrmecia-Art „gepusht“ wurden.
== Wie kommt man an Puppen? ==


Trotz Eiablage und Larvenaufzucht entstanden auch nach Monaten keine M. pavida-Arbeiterinnen. Männchenpuppen wurden aufgezogen und wieder zerstört. Ob die Fehlschläge auf mangelnde Begattung der Königinnen zurückzuführen sind oder darauf, dass die zugesetzten Arbeiterinnen selbst unbefruchtete Eier legten und Larven auf Kosten der Brut der „Königin“ aufzogen, ist bisher unklar.
Will man seine Kolonie pushen, so stellt sich natürlich die Frage, wie man an die dazu benötigten Puppen kommt. Ein Bezug über Händler ist nicht möglich. Zu empfehlen sind andere Ameisenhalter, die einem ein paar Puppen aus einer älteren Kolonie überlassen. Stehen solche Möglichkeiten nicht zur Verfügung so bleibt einem nur in der Natur nach Nestern zu suchen.  


Nicht selten werden von Händlern auch Königinnen verschiedener Arten mit 1 oder 2 Arbeiterinnen verkauft, z.B. Camponotus ligniperda oder C. herculeanus, jedoch ohne jegliche weitere Brut (Eier, Larven). Geschieht das im Herbst bzw. im Frühjahr, ist nicht klar, ob es sich bei diesen Arbeiterinnen um den letzten Rest der ersten Brut der Königin handelt, oder ob fremde Puppen zugesetzt worden waren. Gibt der Händler nicht von vornherein diese Information preis, sollte man die Finger von derartigen Angeboten lassen!
Dies tut man am besten an warmen Tagen, da dann die Brut oft direkt an der Oberfläche gelagert wird. Hier hat man gute Erfolgsaussichten, wenn man unter Steine oder alte Holzstücke schaut. Hier sollte darauf geachtet werden, die Nester so wenig wie möglich zu zerstören und nach dem Entnehmen wieder gut zuzudecken. Beim Ausgraben von Nestern hat man meist deutlich weniger Erfolg und zerstört die Nester nur unnötig.


Wie in einem Forum zu lesen war: „'''Pushen heißt Pfuschen'''“, was man ergänzen kann durch „und/oder Vertuschen“!
Auch hier ist es wichtig, dass man die Puppen möglichst aus einem Nest der selben Art entnimmt und auch nur wenige!


Auch wenn man selbst seine Lasius niger-Koloniegründung durch Puppenzugabe etwas beschleunigt, ist das ja nicht mehr ganz der normale Ablauf. Immerhin ist es nicht so riskant wie der Kauf sehr teurer, entsprechend unsachgemäß behandelter Jungkolonien/-königinnen.
== Pushen bei gekauften Kolonien ==
In den Foren liest man manchmal Berichte über gekaufte (sowohl von Händlern als auch privat), bei denen befürchtet wird, dass diese gepusht wurden. So wird sich gewundert warum anstatt der erwarteten [[Pygmäen]] schon richtige Arbeiterinnen vorhanden sind oder bei [[Polymorph|polymorphen]] Arten schon Media oder Major Arbeiterinnen. Andere Beispiele sind, dass [[Camponotus ligniperda]] mit [[Camponotus herculeanus|C. herculeanus]] gepusht wurde. Wie dies zu bewerten ist sei jedem selbst überlassen. Gerade in der Zeit des Schwarmflugs ist es verdächtig wenn schon Kolonien mit ein paar Arbeiterinnen verkauft werden, besonders bei Arten, die erst nach der Winterruhe gründen. Man weiß nicht, ob es Kolonien aus dem letzten Jahr sind, oder diesjährige gepushte Königinnen. Hier sollte man im Zweifelsfall beim Verkäufer nachfragen.


[[Kategorie:Haltung]]
Ein weiteres Problem bei gepushten Kolonien ist, dass man nicht weiß, ob die Königin begattet ist oder nicht. So wurden von einem Privathändler unbegattete, gepushte [[Myrmecia pavida]] Kolonien verkauft. Hier gilt es also aufzupassen.

Version vom 3. November 2008, 12:06 Uhr

Mit Pushen wird der Versuch bezeichnet, eine Kolonie durch Zugabe koloniefremder Brut oder Arbeiterinnen zu verstärken. Meistens wird dies mit Puppen versucht, da diese relativ häufig aktzeptiert werden, schon sehr weit entwickelt sind und somit kaum Pflegeaufwand durch die Kolonie benötigen. Es funktioniert aber auch mit Eiern oder Larven.

Das Zugeben von Arbeiterinnen kann auch funktionieren, wenn diese Arbeiterinnen frisch geschlüpft sind(noch nicht ausgehärteter Chitinpanzer, hellere Farbe). Das Hinzugeben von älteren(fertigen ausgehärteten, ausgefärbten) Arbeiterinnen ist nicht zu empfehlen, da es hier (mit Ausnahme unikolonialer Arten) zu Kämpfen kommen wird.

Ob und wie gut Puppen aktzeptiert werden, hängt von der Art der Puppen so wie der Art der zu pushenden Kolonie ab. Generell sollte immer mit Puppen der gleichen Art gepusht werden.

Akzeptanz / Adoption fremder Puppen

Hinzugeben von Puppen (Artabhängig):

  • der gleichen Art: Meistens erfolgreich
  • der gleichen Gattung: Oftmals erfolgreich
  • der gleichen Unterfamilie: Hin und wieder erfolgreich
  • einer anderen Unterfamilie: Nur in Ausnahmefällen erfolgreich

Zum Beispiel wird eine Lasius niger Kolonie Lasius niger Puppen einer anderen Kolonie mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen. Puppen von Lasius flavus werden weniger erfolgreich angenommen. Dass Puppen von Formica fusca angenommen werden ist unwahrscheinlich. Das Annehmen von Myrmica rubra Puppen sogut wie ausgeschlossen.

Somit ist zu empfehlen nur artgleiche Puppen zu verwenden.

Was passiert wenn die Puppen nicht angenommen werden?

Nichts schlimmes. Entweder werden sie garnicht erst in das Nest getragen, werden einfach aufgefressen oder landen kurze Zeit später wieder auf dem Müll. Auch wenn die Puppen anfangs aktzeptiert werden, kann es passieren, dass die Arbeiterinnen nach dem Schlüpfen getötet werden. So konnte zum Beispiel beobachtet werden, dass beim Zugeben von Larven, diese gefüttert und groß gezogen wurden. Nach dem Schlüpfen der Puppen, die neuen Arbeiterinnen aber umgehend getötet wurden.

Gefahren des Pushens

Leider gibt es zu diesem Thema keine wirklich aussagekräftige Erfahrungen, sondern nur Interpretationen von gelegentlichen Beobachtungen verschiedener Personen.

Somit lässt sich nicht feststellen ob und welche Gefahren das Pushen einer Kolonie mit sich bringt. Es gibt Berichte von gepushten Pheidole pallidula Kolonien, bei denen die Königin von Soldaten getötet wurde. Ob dieses Verhalten allein eine Folge des Pushens war oder andere Faktoren ausschlaggebend waren lässt sich weder überprüfen noch ausschließen.

Ein weiterer Punkt ist die Menge an Puppen mit denen gepusht wird. Es wird vermutet, dass bei Zugabe von zu vielen Puppen, aus denen sehr viele Arbeiterinnen schlüpfen, die noch junge Königin (mit evtl. noch zu kleinen Ovarien) mit der Verarbeitung von deren Drüsensekreten nicht mehr nachkommt. Ergebnis kann sein, dass einige Arbeiterinnen diese Proteine sozusagen bei sich behalten, oder sich gar von anderen Arbeiterinnen damit füttern lassen, und dann eigene Eier legen. Daraus würde dann männliche Larven entstehen, die wiederum in Futterkonkurrenz zu den eigenen weiblichen Larven der Königin treten.

Über die Anzahl der Puppen die man gefahrlos hinzugeben kann, gibt es abweichende Meinungen. Mache würden einer gründenden Jungkönigin nicht mehr als 2-3 Arbeiterinnen zutrauen. Anderen Berichten zufolge gab es auch bei der Zugabe von 50 Puppen bei einer bisher arbeiterinnenlosen Königin keine Probleme. Hier fehlt es leider an gesicherten Erfahrungsberichten um konkrete Aussagen zu machen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es keinen festen Richtwert gibt, sondern solch ein Richtwert bei jeder Art (gar jeder Königin) unterschiedlich ausfallen kann.

Als letzten Punkt wäre noch die Möglichkeit der Übertragung von Krankheiten oder Parasiten zu nennen. Auch wenn dies eher unwahrscheinlich ist, ist diese Gefahr nicht von der Hand zu weisen.

Pro und Kontra

In den einschlägigen Foren wird dieses Thema kontrovers diskutiert. So gibt es sehr verschiedene Meinungen, die das Pushen unter allen Umständen verteufeln und andere, die bisher nur positive Erfahrungen gemacht haben und am liebsten jede Gründungskolonie pushen.

Wie bei wohl jeder Diskussion sind Extreme nicht zu empfehlen sondern die Mitte der wohl vernünftigste Weg.

Auf die Kontra-Argumente wurde im Gefahren-Bereich schon detailiert eingegangen. Hinzufügend sei noch erwähnt, dass gepushte Kolonien oft als Mogelpackung betrachtet werden, da sie den Anschein machen, als habe der Halter es durch super Haltungsbedinungen in kurzer Zeit auf eine so hohe Anzahl Individuen gebracht, während er dies in Wirklichkeit nur durch Pushen erreicht hat. Zudem hat der Halter so nicht die Möglichkeit die natürliche Entwicklung einer einzigen Gyne bis zu einer großen Kolonie zu beobachten sondern es wird einfach ein Teil der Entwicklung übersprungen.

Auf der Seite der Berfürworter des Pushens ist es wohl hauptsächlich das Argument der (wohl langweiligen) Gründungsphase. Bei einer kleinen Kolonie mit keinen oder nur wenig Arbeiterinnen gibt es keine Aussenaktivität und wenig zu beobachten. Durch Pushen kann so leicht die Kolonie schnell eine Größe annehmen bei der es etwas mehr zu beobachten gibt. Außer der Aktivität gibt es noch andere Gründe weshalb man schnell auf eine größere Anzahl an Arbeiterinnen kommen will. Gerade bei Zuchtversuchen von Ameisen macht es Sinn zu pushen, wenn man dadurch die Zeit bis zur Produktion der ersten Geschlechtstiere um 1 oder 2 Jahre verkürzen kann. So wird pushen auch im wissenschaftlichen Rahmen praktiziert (siehe A.Buschinger, Eine Methode zur Zucht der Gastameise Formicoxenus nitidus mit Leptothorax acervorum als Wirtsameise, Insectes Sociaux, Paris, Volume 23 no3 , 1976, pp. 205-214).

Ein weiteres Argument ist das Pushen bei Königinnen, bei denen die Gründung (auf Grund von Haltungsfehlern) gescheitert ist. Durch die erste (fehlgeschlagene) Gründung haben sie viele Reserven verloren so dass das Gelingen einer zweiten Gründung sehr unwahrscheinlich ist. Hier ist das Pushen eine sinnvolle Methode um dennoch erfolgreich eine Kolonie zu gründen. Klar ist auch, dass Pushen hier keinen Sinn macht, wenn die Gründung wegen anderen Umständen (z.b. unbegattete Königin) nicht erfolgt.

Aber nicht nur bei gescheiterten Erstgründungen ist ein pushen sinnvoll. Auch bei sozialparasitär gründenden Arten ist das Pushen oft die einzige Möglichkeit erfolgreich eine Kolonie zu gründen, solange man nicht eine komplette Kolonie der Wirtsart opfern will.


Mit diesen Pro und Kontra Argumenten kann sich hoffentlich jeder eine eigene Meinung bilden. Da gerade Einsteiger in der Ameisenhaltung oft nach Pushen fragen, da ihnen ihre kleine Kolonie zu langweilig erscheint, soll an dieser Stelle nochmal empfohlen werden sich in Geduld zu üben. Gerade im Rückblick ist dies auch eine sehr interessante Zeit und gerade bei der ersten Kolonie ist es empfehlenswert die natürliche Entwicklung zu beobachten. Hat man diese Gründungsphase schon öfters beobachten können, so ist wohl nichts gegen ein Pushen (in Maßen) der Kolonie einzuwenden.

Wie kommt man an Puppen?

Will man seine Kolonie pushen, so stellt sich natürlich die Frage, wie man an die dazu benötigten Puppen kommt. Ein Bezug über Händler ist nicht möglich. Zu empfehlen sind andere Ameisenhalter, die einem ein paar Puppen aus einer älteren Kolonie überlassen. Stehen solche Möglichkeiten nicht zur Verfügung so bleibt einem nur in der Natur nach Nestern zu suchen.

Dies tut man am besten an warmen Tagen, da dann die Brut oft direkt an der Oberfläche gelagert wird. Hier hat man gute Erfolgsaussichten, wenn man unter Steine oder alte Holzstücke schaut. Hier sollte darauf geachtet werden, die Nester so wenig wie möglich zu zerstören und nach dem Entnehmen wieder gut zuzudecken. Beim Ausgraben von Nestern hat man meist deutlich weniger Erfolg und zerstört die Nester nur unnötig.

Auch hier ist es wichtig, dass man die Puppen möglichst aus einem Nest der selben Art entnimmt und auch nur wenige!

Pushen bei gekauften Kolonien

In den Foren liest man manchmal Berichte über gekaufte (sowohl von Händlern als auch privat), bei denen befürchtet wird, dass diese gepusht wurden. So wird sich gewundert warum anstatt der erwarteten Pygmäen schon richtige Arbeiterinnen vorhanden sind oder bei polymorphen Arten schon Media oder Major Arbeiterinnen. Andere Beispiele sind, dass Camponotus ligniperda mit C. herculeanus gepusht wurde. Wie dies zu bewerten ist sei jedem selbst überlassen. Gerade in der Zeit des Schwarmflugs ist es verdächtig wenn schon Kolonien mit ein paar Arbeiterinnen verkauft werden, besonders bei Arten, die erst nach der Winterruhe gründen. Man weiß nicht, ob es Kolonien aus dem letzten Jahr sind, oder diesjährige gepushte Königinnen. Hier sollte man im Zweifelsfall beim Verkäufer nachfragen.

Ein weiteres Problem bei gepushten Kolonien ist, dass man nicht weiß, ob die Königin begattet ist oder nicht. So wurden von einem Privathändler unbegattete, gepushte Myrmecia pavida Kolonien verkauft. Hier gilt es also aufzupassen.