Winterruhe: Unterschied zwischen den Versionen

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===Allgemein===
===Allgemein===
:Urspr�nglich kommen Insekten aus warmen und feuchten Gebieten dieser Erde, wo der jahreszeitliche Wechsel keine kalte Winter kennt. Die gro�artigste Vielfalt von Insektenarten findet sich so auch in tropischen Regenw�ldern (von den weltweit �ber 11.000 bekannten Ameisenarten sind nur 111 in Deutschland zu finden).
:Ursprünglich kommen Insekten aus warmen und feuchten Gebieten dieser Erde, wo der jahreszeitliche Wechsel keine kalte Winter kennt. Die großartigste Vielfalt von Insektenarten findet sich so auch in tropischen Regenwäldern (von den weltweit über 11.000 bekannten Ameisenarten sind nur 111 in Deutschland zu finden).


:Um auch in k�ltere Gebiete der Erde vorzudringen zu k�nnen, mussten alle Insektenarten Europas K�lte-Strategien entwickeln, denn alle Insekten sind heterotherm, d.h. wechselwarm. "Ihre K�rperw�rme ist von der Umgebungstemperatur weitgehend abh�ngig. H�here soziale Insekten, wie Honigbienen und Waldameisen, sind in der Lage, diesen �kofaktor teilweise zu kontrollieren und sich zumindest im Nest eine geregelte, erh�hte Temperatur zu schaffen." (Buschinger, Alfred: Staatenbildung der Insekten. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1995. S. 14)  Diese F�higkeit sch�tzt die Insekten zum Teil vor kurzfristigen Temperaturschwankungen, etwa zwischen Tag und Nacht oder bei k�rzeren Kaltwetterperioden. Allerdings ist keine einheimische Ameisenart in der Lage das ganze Jahr �ber aktiv zu sein. Die V�lker m�ssen sich dem Winter beugen: Das gesamte Volk h�lt eine Winterruhe. Anders als bei vielen Wespen- und Bienen-Arten �berwintern nicht nur die K�niginnen, sondern auch die Arbeiterinnen (als Imago) oft auch die Larven.
:Um auch in kältere Gebiete der Erde vorzudringen zu können, mussten alle Insektenarten Europas Kälte-Strategien entwickeln, denn alle Insekten sind heterotherm, d.h. wechselwarm. "Ihre Körperwärme ist von der Umgebungstemperatur weitgehend abhängig. Höhere soziale Insekten, wie Honigbienen und Waldameisen, sind in der Lage, diesen ökofaktor teilweise zu kontrollieren und sich zumindest im Nest eine geregelte, erhöhte Temperatur zu schaffen." (Buschinger, Alfred: Staatenbildung der Insekten. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1995. S. 14)  Diese Fähigkeit schützt die Insekten zum Teil vor kurzfristigen Temperaturschwankungen, etwa zwischen Tag und Nacht oder bei kürzeren Kaltwetterperioden. Allerdings ist keine einheimische Ameisenart in der Lage das ganze Jahr über aktiv zu sein. Die Völker müssen sich dem Winter beugen: Das gesamte Volk hält eine Winterruhe. Anders als bei vielen Wespen- und Bienen-Arten überwintern nicht nur die Königinnen, sondern auch die Arbeiterinnen (als Imago) oft auch die Larven.


:Der Zeitpunkt, wann ein Volk in die Winterruhe verf�llt, wird durch exogene und endogene Faktoren bestimmt. Die Ameisen haben also sozusagen zwei "Uhren", an denen sie ablesen, wann Winterruhe-Zeit ist: eine "innere Uhr" und eine �u�ere (Wetter und Temperatur).
:Der Zeitpunkt, wann ein Volk in die Winterruhe verfällt, wird durch exogene und endogene Faktoren bestimmt. Die Ameisen haben also sozusagen zwei "Uhren", an denen sie ablesen, wann Winterruhe-Zeit ist: eine "innere Uhr" und eine äußere (Wetter und Temperatur).


:Einige Arten vertrauen mehr der einen, andere mehr der anderen Uhr. So ist es bei einigen Arten m�glich durch verk�rzte Temperaturzyklen mehrere "Jahresl�ufe" innerhalb von 12 Monaten vorzut�uschen. Andere Arten verlassen sich mehr auf die "endoge Uhr" und verhalten sich unabh�ngiger von der Au�entemperatur. Fast alle Arten verzichten jedoch (sehr zu ihrem Schaden) auf eine Winterruhe, wenn diese nicht durch Temperatursenkung von au�en mit angezeigt wird.
:Einige Arten vertrauen mehr der einen, andere mehr der anderen Uhr. So ist es bei einigen Arten m�glich durch verk�rzte Temperaturzyklen mehrere "Jahresl�ufe" innerhalb von 12 Monaten vorzut�uschen. Andere Arten verlassen sich mehr auf die "endoge Uhr" und verhalten sich unabh�ngiger von der Au�entemperatur. Fast alle Arten verzichten jedoch (sehr zu ihrem Schaden) auf eine Winterruhe, wenn diese nicht durch Temperatursenkung von au�en mit angezeigt wird.
:Einzige Ausnahme scheinen hier die Camponotus-Arten zu sein, die auch bei konstanter Temperatur Winterruhe halten. Doch sind dem Verfasser keine Untersuchungen bekannt, die die Fertilit�t von Camponotus-V�lkern in Abh�ngigkeit zur Temperatur vergleichen. D.h. eine Absenkung der Temperatur schadet sicher nicht, w�hrend dem Verfasser nicht bekannt ist, ob und wenn ja in welchem Ma�e eine erh�hte Temperatur w�hrend der selbstst�ndig eingel�uteten Winterruhe den Tieren vielleicht doch schadet.
:Einzige Ausnahme scheinen hier die Camponotus-Arten zu sein, die auch bei konstanter Temperatur Winterruhe halten. Doch sind dem Verfasser keine Untersuchungen bekannt, die die Fertilit�t von Camponotus-V�lkern in Abh�ngigkeit zur Temperatur vergleichen. D.h. eine Absenkung der Temperatur schadet sicher nicht, w�hrend dem Verfasser nicht bekannt ist, ob und wenn ja in welchem Ma�e eine erh�hte Temperatur w�hrend der selbstst�ndig eingel�uteten Winterruhe den Tieren vielleicht doch schadet.


:Generell kann gesagt werden:
:Generell kann gesagt werden:
:In der freien Natur ist die Lebensweise der Ameise eher als Kampf gegen die K�lte zu verstehen.
:In der freien Natur ist die Lebensweise der Ameise eher als Kampf gegen die K�lte zu verstehen.
:Bei Innenraum-Formicarien dagegen muss der Halter / die Halterin vielmehr darauf achten, dass die Tiere nicht zu lange und zu hohen Temperaturen ausgesetzt sind.
:Bei Innenraum-Formicarien dagegen muss der Halter / die Halterin vielmehr darauf achten, dass die Tiere nicht zu lange und zu hohen Temperaturen ausgesetzt sind.
:�ber Monate hinweg in st�ndiger Raumtemperatur leben zu m�ssen - ohne Tag- / Nacht-Wechsel und ohne Schlechtwetterperioden vor allem aber ohne Winterruhe - darauf sind die einheimischen Ameisen in ihrer Evolution nicht vorbereitet worden. Sie reagieren mit Larvensterben, Arbeiterinnensterben, geminderter oder vollkommen eingestellter Fortpflanzungst�tigkeit. Sprich: Fr�her oder sp�ter wird das Volk aussterben.
:�ber Monate hinweg in st�ndiger Raumtemperatur leben zu m�ssen - ohne Tag- / Nacht-Wechsel und ohne Schlechtwetterperioden vor allem aber ohne Winterruhe - darauf sind die einheimischen Ameisen in ihrer Evolution nicht vorbereitet worden. Sie reagieren mit Larvensterben, Arbeiterinnensterben, geminderter oder vollkommen eingestellter Fortpflanzungst�tigkeit. Sprich: Fr�her oder sp�ter wird das Volk aussterben.


===Besonderheiten===
===Besonderheiten===
:Was man bei einer Unterbrechung der Winterruhe bei Ameisen wissen und beachten muss: Vor der Winterruhe entleeren die meisten Tiere den Darm, auch den Kropf, und die Larven verlieren viel Wasser. Damit werden die "K�rpers�fte" (H�molymphe und Zellplasma) sozusagen "eingedickt", der Gehalt an Salzen, Glyzerin und anderen niedermolekularen Verbindungen steigt, der Gefrierpunkt der Fl�ssigkeiten wird herabgesetzt. So �berstehen die Tiere auch Minusgrade, ohne eigentlich zu "gefrieren" (Glysantineffekt im Autok�hler!).
:Was man bei einer Unterbrechung der Winterruhe bei Ameisen wissen und beachten muss: Vor der Winterruhe entleeren die meisten Tiere den Darm, auch den Kropf, und die Larven verlieren viel Wasser. Damit werden die "K�rpers�fte" (H�molymphe und Zellplasma) sozusagen "eingedickt", der Gehalt an Salzen, Glyzerin und anderen niedermolekularen Verbindungen steigt, der Gefrierpunkt der Fl�ssigkeiten wird herabgesetzt. So �berstehen die Tiere auch Minusgrade, ohne eigentlich zu "gefrieren" (Glysantineffekt im Autok�hler!).


:Gibt man den Tieren bei einer zwischenzeitlichen Aufw�rmung z.B. Honigwasser, werden sie entsprechend wieder empfindlicher gegen Frost! Das kann von Bedeutung sein, wenn man seine Ameisen etwa auf Balkon oder Terrasse �berwintert, und wenn doch noch eine strenge Frostperiode kommen sollte.
:Gibt man den Tieren bei einer zwischenzeitlichen Aufw�rmung z.B. Honigwasser, werden sie entsprechend wieder empfindlicher gegen Frost! Das kann von Bedeutung sein, wenn man seine Ameisen etwa auf Balkon oder Terrasse �berwintert, und wenn doch noch eine strenge Frostperiode kommen sollte.
:Freilebende Ameisen m�gen an so ein paar warmen Tagen auch schon herumlaufen. Aber: Sie finden keinen Honigtau! Und vom �berreichlich vorhandenen Regenwasser werden sie kaum allzu viel trinken.
:Freilebende Ameisen m�gen an so ein paar warmen Tagen auch schon herumlaufen. Aber: Sie finden keinen Honigtau! Und vom �berreichlich vorhandenen Regenwasser werden sie kaum allzu viel trinken.


===empfohlene Zeiten===
===empfohlene Zeiten===
:Einheimische Arten: Anfang Oktober bis Ende M�rz
:Einheimische Arten: Anfang Oktober bis Ende M�rz


:Ansonsten MUSS man keinesfalls die nat�rlichen 6 Monate Winterruhe einhalten. Auch drei Monate reichen aus, um bei der K�nigin erneute Eiablage zu erm�glichen, und um �berwinterte Larven zum Weiterwachsen anzuregen. Wer es geschickt anstellt, verbraucht halt eine nur kurz �berwinterte Kolonie in der Zeit, in der andere in ihren Formikarien kein Leben haben, erfreut sich an der Aktivit�t, und tauscht die Kolonie im Mai/ Juni gegen eine neue aus (schenkt der zu fr�h ausgewinterten die Freiheit).
:Ansonsten MUSS man keinesfalls die nat�rlichen 6 Monate Winterruhe einhalten. Auch drei Monate reichen aus, um bei der K�nigin erneute Eiablage zu erm�glichen, und um �berwinterte Larven zum Weiterwachsen anzuregen. Wer es geschickt anstellt, verbraucht halt eine nur kurz �berwinterte Kolonie in der Zeit, in der andere in ihren Formikarien kein Leben haben, erfreut sich an der Aktivit�t, und tauscht die Kolonie im Mai/ Juni gegen eine neue aus (schenkt der zu fr�h ausgewinterten die Freiheit).
:Wenn man die Kolonie l�nger halten will, muss man halt 6 Monate nach dem Ende des Kurzwinters, das w�re dann ca. Ende Juni, das Volk wieder in Wintertemperatur bringen. Denn der "Sommer" l�sst sich nicht beliebig verl�ngern. Dann kann man sie 3 Monate sp�ter, also im Anfang Oktober, bereits wieder in Fr�hjahrsbedingungen setzen und sich �ber Weihnachten dran erfreuen (vorausgesetzt nat�rlich, dass die Tiere so lange �berleben).
:Wenn man die Kolonie l�nger halten will, muss man halt 6 Monate nach dem Ende des Kurzwinters, das w�re dann ca. Ende Juni, das Volk wieder in Wintertemperatur bringen. Denn der "Sommer" l�sst sich nicht beliebig verl�ngern. Dann kann man sie 3 Monate sp�ter, also im Anfang Oktober, bereits wieder in Fr�hjahrsbedingungen setzen und sich �ber Weihnachten dran erfreuen (vorausgesetzt nat�rlich, dass die Tiere so lange �berleben).


===Zu beachten===
===Zu beachten===


:TROPISCHE Ameisen: Ben�tigen keine Winterruhe (z.B. Blattschneider, Oecophylla, Pharaoameise u.a.). Manche Arten aus den wechselfeuchten Tropen passen sich allerdings an die Trocken- und Regenzeiten an, ziehen z.B. Geschlechtstiere so auf, dass sie in der Regenzeit schw�rmen k�nnen, und sind in der hei�en Trockenzeit ziemlich inaktiv.  
:TROPISCHE Ameisen: Ben�tigen keine Winterruhe (z.B. Blattschneider, Oecophylla, Pharaoameise u.a.). Manche Arten aus den wechselfeuchten Tropen passen sich allerdings an die Trocken- und Regenzeiten an, ziehen z.B. Geschlechtstiere so auf, dass sie in der Regenzeit schw�rmen k�nnen, und sind in der hei�en Trockenzeit ziemlich inaktiv.  


:EINHEIMISCHE Ameisen bzw. Arten aus einem Jahreszeiten-Klima: Ben�tigen fast ALLE eine Winterruhe bei niedrigen Temperaturen. Werden sie im Winter warm gehalten, kann die Reaktion verschieden ausfallen:
:EINHEIMISCHE Ameisen bzw. Arten aus einem Jahreszeiten-Klima: Ben�tigen fast ALLE eine Winterruhe bei niedrigen Temperaturen. Werden sie im Winter warm gehalten, kann die Reaktion verschieden ausfallen:


:Z.B. Camponotus ligniperda und C. herculeanus werden auch bei normalen Zimmertemperaturen (um 20�C) inaktiv, fressen kaum noch etwas und hocken dicht gedr�ngt im Nest, sie haben einen ?endogenen Jahresrhythmus? (B.H�lldobler 1961: Temperaturunabh�ngige rhythmische Erscheinungen bei Rossameisen; Insectes soc. 8, 13-22). Nach Ablauf von 5-6 Monaten werden sie ?von alleine? wieder munter.
:Z.B. Camponotus ligniperda und C. herculeanus werden auch bei normalen Zimmertemperaturen (um 20�C) inaktiv, fressen kaum noch etwas und hocken dicht gedr�ngt im Nest, sie haben einen ?endogenen Jahresrhythmus? (B.H�lldobler 1961: Temperaturunabh�ngige rhythmische Erscheinungen bei Rossameisen; Insectes soc. 8, 13-22). Nach Ablauf von 5-6 Monaten werden sie ?von alleine? wieder munter.


:Z.B. Myrmica- und Lasius-Arten: Ohne �berwinterung bleiben sie etwas aktiv, aber ziehen kaum noch Larven auf. Wenn man Geschlechtstiere haben m�chte, M�SSEN deren Larven 4-5 Monate Winterbedingungen haben, ein ?paar Tage? reichen keinesfalls. Da sie zumeist im Boden �berwintern, ist eine relativ konstante Temperatur von 8-10�C geeignet, also z.B. Gem�sefach im K�hlschrank. Regelm��ig Feuchtigkeit kontrollieren! Vertrocknen ist die h�ufigste Ursache f�r den Tod von V�lkern in der �berwinterung, Ers�ufen die zweith�ufigste. F�ttern nicht erforderlich. �berwinterung ist auch nicht ?jederzeit? (etwa im Sommer) m�glich: Die Tiere zeigen an, wenn es so weit ist:  
:Z.B. Myrmica- und Lasius-Arten: Ohne �berwinterung bleiben sie etwas aktiv, aber ziehen kaum noch Larven auf. Wenn man Geschlechtstiere haben m�chte, M�SSEN deren Larven 4-5 Monate Winterbedingungen haben, ein ?paar Tage? reichen keinesfalls. Da sie zumeist im Boden �berwintern, ist eine relativ konstante Temperatur von 8-10�C geeignet, also z.B. Gem�sefach im K�hlschrank. Regelm��ig Feuchtigkeit kontrollieren! Vertrocknen ist die h�ufigste Ursache f�r den Tod von V�lkern in der �berwinterung, Ers�ufen die zweith�ufigste. F�ttern nicht erforderlich. �berwinterung ist auch nicht ?jederzeit? (etwa im Sommer) m�glich: Die Tiere zeigen an, wenn es so weit ist:  
:Dann geht die Eiablage zur�ck, die Larven verpuppen sich nicht mehr, meist erscheinen sie nicht mehr prall, sehen ?verschrumpelt? und faltig aus, die Arbeiterinnen werden ?tr�ge?. Die Winterruhe kann ohne Schaden auf 5-6, ja 8 Monate ausgedehnt werden. Danach LANGSAM �ber mehrere Tage in h�here Temperaturen bringen, nicht pl�tzlich von 10 �C auf 30�C! ? Ohne Winterruhe gehen die V�lker fr�her oder sp�ter einfach ein.
:Dann geht die Eiablage zur�ck, die Larven verpuppen sich nicht mehr, meist erscheinen sie nicht mehr prall, sehen ?verschrumpelt? und faltig aus, die Arbeiterinnen werden ?tr�ge?. Die Winterruhe kann ohne Schaden auf 5-6, ja 8 Monate ausgedehnt werden. Danach LANGSAM �ber mehrere Tage in h�here Temperaturen bringen, nicht pl�tzlich von 10 �C auf 30�C! ? Ohne Winterruhe gehen die V�lker fr�her oder sp�ter einfach ein.


:Z.B. Leptothorax- und Temnothorax-Arten, die in exponierten Nistgelegenheiten wohnen (�stchen am Boden oder hoch in B�umen, in Steinspalten etc.): Sind harten t�glichen Temperatur-Rhythmen ausgesetzt (z.B. im Sommer nachts 12-15�C, tags 35-40�C; im Winter nachts minus 10�C, tags bei Sonnenschein plus 15-20�C!). Daran sind sie so angepasst, dass sie ohne diese Rhythmen (und besonders bei �berwinterung in konstanter Temperatur) kaum noch Brut aufziehen. Nach Arten und Artengruppen (jetzt: Gattungen) verschieden. F�r T. nylanderi (bewohnt tote �stchen, hohle Eicheln etc. am schattigen Waldboden) sind konstant + 10�C f�r 4-5 Monate geeignet. T. unifasciatus (in Sonnen-exponierten Steinspalten, oder auch Totholz) hat sich ein Wechsel von 0�C zu + 10�C (je 12 Stunden) �ber 4-5 Monate bew�hrt. Das ist im Haushalt kaum zu schaffen. L.acervorum: Ebenfalls in toten �stchen am Waldboden, aber Sonnen-exponiert (z.B. trockener, offener Kiefernwald), ist mit einem verk�rzten Winter von nur 6 Wochen bei t�glichem Wechsel 0 / 10�C ?zufrieden?, �bersteht aber auch bis zu 1 Jahr unter solchen Bedingungen und zieht danach reichlich Geschlechtstiere auch aus der �berm��ig lange �berwinterten Brut auf.
:Z.B. Leptothorax- und Temnothorax-Arten, die in exponierten Nistgelegenheiten wohnen (�stchen am Boden oder hoch in B�umen, in Steinspalten etc.): Sind harten t�glichen Temperatur-Rhythmen ausgesetzt (z.B. im Sommer nachts 12-15�C, tags 35-40�C; im Winter nachts minus 10�C, tags bei Sonnenschein plus 15-20�C!). Daran sind sie so angepasst, dass sie ohne diese Rhythmen (und besonders bei �berwinterung in konstanter Temperatur) kaum noch Brut aufziehen. Nach Arten und Artengruppen (jetzt: Gattungen) verschieden. F�r T. nylanderi (bewohnt tote �stchen, hohle Eicheln etc. am schattigen Waldboden) sind konstant + 10�C f�r 4-5 Monate geeignet. T. unifasciatus (in Sonnen-exponierten Steinspalten, oder auch Totholz) hat sich ein Wechsel von 0�C zu + 10�C (je 12 Stunden) �ber 4-5 Monate bew�hrt. Das ist im Haushalt kaum zu schaffen. L.acervorum: Ebenfalls in toten �stchen am Waldboden, aber Sonnen-exponiert (z.B. trockener, offener Kiefernwald), ist mit einem verk�rzten Winter von nur 6 Wochen bei t�glichem Wechsel 0 / 10�C ?zufrieden?, �bersteht aber auch bis zu 1 Jahr unter solchen Bedingungen und zieht danach reichlich Geschlechtstiere auch aus der �berm��ig lange �berwinterten Brut auf.


:Fast alle einheimischen Arten �berwintern mit Larven (nicht: Eiern oder Puppen), Ausnahme sind die Waldameisen (Formica), die ohne Brut �berwintern. Die Larvalentwicklung dauert z.T. mehr als 1 Jahr, sogar 2 Jahre (manche Leptothorax, Temnothorax, Camponotus), zumindest, wenn daraus Geschlechtstiere werden sollen. Bei Myrmica wird ?fast-brood?= "rapid brood" unterschieden (Entwicklung vom Ei bis zur Arbeiterin innerhalb eines Sommers) von ?slow brood? (Entwicklung von im Sp�tsommer ? Herbst abgelegten Eiern zu �berwinternden Larven, aus denen im folgenden Sommer junge Geschlechtstiere entstehen k�nnen; bei ung�nstigen Bedingungen wie zu kleinem Volk, zu wenig oder ungeeigneter Nahrung, entstehen auch aus solchen Larven nur Arbeiterinnen und vielleicht ein paar M�nnchen).
:Fast alle einheimischen Arten �berwintern mit Larven (nicht: Eiern oder Puppen), Ausnahme sind die Waldameisen (Formica), die ohne Brut �berwintern. Die Larvalentwicklung dauert z.T. mehr als 1 Jahr, sogar 2 Jahre (manche Leptothorax, Temnothorax, Camponotus), zumindest, wenn daraus Geschlechtstiere werden sollen. Bei Myrmica wird ?fast-brood?= "rapid brood" unterschieden (Entwicklung vom Ei bis zur Arbeiterin innerhalb eines Sommers) von ?slow brood? (Entwicklung von im Sp�tsommer ? Herbst abgelegten Eiern zu �berwinternden Larven, aus denen im folgenden Sommer junge Geschlechtstiere entstehen k�nnen; bei ung�nstigen Bedingungen wie zu kleinem Volk, zu wenig oder ungeeigneter Nahrung, entstehen auch aus solchen Larven nur Arbeiterinnen und vielleicht ein paar M�nnchen).




:[[Wintervorbereitung]]
:[[Wintervorbereitung]]

Version vom 2. September 2005, 08:47 Uhr

Winterruhe

Allgemein

Ursprünglich kommen Insekten aus warmen und feuchten Gebieten dieser Erde, wo der jahreszeitliche Wechsel keine kalte Winter kennt. Die großartigste Vielfalt von Insektenarten findet sich so auch in tropischen Regenwäldern (von den weltweit über 11.000 bekannten Ameisenarten sind nur 111 in Deutschland zu finden).
Um auch in kältere Gebiete der Erde vorzudringen zu können, mussten alle Insektenarten Europas Kälte-Strategien entwickeln, denn alle Insekten sind heterotherm, d.h. wechselwarm. "Ihre Körperwärme ist von der Umgebungstemperatur weitgehend abhängig. Höhere soziale Insekten, wie Honigbienen und Waldameisen, sind in der Lage, diesen ökofaktor teilweise zu kontrollieren und sich zumindest im Nest eine geregelte, erhöhte Temperatur zu schaffen." (Buschinger, Alfred: Staatenbildung der Insekten. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1995. S. 14) Diese Fähigkeit schützt die Insekten zum Teil vor kurzfristigen Temperaturschwankungen, etwa zwischen Tag und Nacht oder bei kürzeren Kaltwetterperioden. Allerdings ist keine einheimische Ameisenart in der Lage das ganze Jahr über aktiv zu sein. Die Völker müssen sich dem Winter beugen: Das gesamte Volk hält eine Winterruhe. Anders als bei vielen Wespen- und Bienen-Arten überwintern nicht nur die Königinnen, sondern auch die Arbeiterinnen (als Imago) oft auch die Larven.
Der Zeitpunkt, wann ein Volk in die Winterruhe verfällt, wird durch exogene und endogene Faktoren bestimmt. Die Ameisen haben also sozusagen zwei "Uhren", an denen sie ablesen, wann Winterruhe-Zeit ist: eine "innere Uhr" und eine äußere (Wetter und Temperatur).
Einige Arten vertrauen mehr der einen, andere mehr der anderen Uhr. So ist es bei einigen Arten m�glich durch verk�rzte Temperaturzyklen mehrere "Jahresl�ufe" innerhalb von 12 Monaten vorzut�uschen. Andere Arten verlassen sich mehr auf die "endoge Uhr" und verhalten sich unabh�ngiger von der Au�entemperatur. Fast alle Arten verzichten jedoch (sehr zu ihrem Schaden) auf eine Winterruhe, wenn diese nicht durch Temperatursenkung von au�en mit angezeigt wird.
Einzige Ausnahme scheinen hier die Camponotus-Arten zu sein, die auch bei konstanter Temperatur Winterruhe halten. Doch sind dem Verfasser keine Untersuchungen bekannt, die die Fertilit�t von Camponotus-V�lkern in Abh�ngigkeit zur Temperatur vergleichen. D.h. eine Absenkung der Temperatur schadet sicher nicht, w�hrend dem Verfasser nicht bekannt ist, ob und wenn ja in welchem Ma�e eine erh�hte Temperatur w�hrend der selbstst�ndig eingel�uteten Winterruhe den Tieren vielleicht doch schadet.
Generell kann gesagt werden:
In der freien Natur ist die Lebensweise der Ameise eher als Kampf gegen die K�lte zu verstehen.
Bei Innenraum-Formicarien dagegen muss der Halter / die Halterin vielmehr darauf achten, dass die Tiere nicht zu lange und zu hohen Temperaturen ausgesetzt sind.
�ber Monate hinweg in st�ndiger Raumtemperatur leben zu m�ssen - ohne Tag- / Nacht-Wechsel und ohne Schlechtwetterperioden vor allem aber ohne Winterruhe - darauf sind die einheimischen Ameisen in ihrer Evolution nicht vorbereitet worden. Sie reagieren mit Larvensterben, Arbeiterinnensterben, geminderter oder vollkommen eingestellter Fortpflanzungst�tigkeit. Sprich: Fr�her oder sp�ter wird das Volk aussterben.

Besonderheiten

Was man bei einer Unterbrechung der Winterruhe bei Ameisen wissen und beachten muss: Vor der Winterruhe entleeren die meisten Tiere den Darm, auch den Kropf, und die Larven verlieren viel Wasser. Damit werden die "K�rpers�fte" (H�molymphe und Zellplasma) sozusagen "eingedickt", der Gehalt an Salzen, Glyzerin und anderen niedermolekularen Verbindungen steigt, der Gefrierpunkt der Fl�ssigkeiten wird herabgesetzt. So �berstehen die Tiere auch Minusgrade, ohne eigentlich zu "gefrieren" (Glysantineffekt im Autok�hler!).
Gibt man den Tieren bei einer zwischenzeitlichen Aufw�rmung z.B. Honigwasser, werden sie entsprechend wieder empfindlicher gegen Frost! Das kann von Bedeutung sein, wenn man seine Ameisen etwa auf Balkon oder Terrasse �berwintert, und wenn doch noch eine strenge Frostperiode kommen sollte.
Freilebende Ameisen m�gen an so ein paar warmen Tagen auch schon herumlaufen. Aber: Sie finden keinen Honigtau! Und vom �berreichlich vorhandenen Regenwasser werden sie kaum allzu viel trinken.

empfohlene Zeiten

Einheimische Arten: Anfang Oktober bis Ende M�rz
Ansonsten MUSS man keinesfalls die nat�rlichen 6 Monate Winterruhe einhalten. Auch drei Monate reichen aus, um bei der K�nigin erneute Eiablage zu erm�glichen, und um �berwinterte Larven zum Weiterwachsen anzuregen. Wer es geschickt anstellt, verbraucht halt eine nur kurz �berwinterte Kolonie in der Zeit, in der andere in ihren Formikarien kein Leben haben, erfreut sich an der Aktivit�t, und tauscht die Kolonie im Mai/ Juni gegen eine neue aus (schenkt der zu fr�h ausgewinterten die Freiheit).
Wenn man die Kolonie l�nger halten will, muss man halt 6 Monate nach dem Ende des Kurzwinters, das w�re dann ca. Ende Juni, das Volk wieder in Wintertemperatur bringen. Denn der "Sommer" l�sst sich nicht beliebig verl�ngern. Dann kann man sie 3 Monate sp�ter, also im Anfang Oktober, bereits wieder in Fr�hjahrsbedingungen setzen und sich �ber Weihnachten dran erfreuen (vorausgesetzt nat�rlich, dass die Tiere so lange �berleben).

Zu beachten

TROPISCHE Ameisen: Ben�tigen keine Winterruhe (z.B. Blattschneider, Oecophylla, Pharaoameise u.a.). Manche Arten aus den wechselfeuchten Tropen passen sich allerdings an die Trocken- und Regenzeiten an, ziehen z.B. Geschlechtstiere so auf, dass sie in der Regenzeit schw�rmen k�nnen, und sind in der hei�en Trockenzeit ziemlich inaktiv.
EINHEIMISCHE Ameisen bzw. Arten aus einem Jahreszeiten-Klima: Ben�tigen fast ALLE eine Winterruhe bei niedrigen Temperaturen. Werden sie im Winter warm gehalten, kann die Reaktion verschieden ausfallen:
Z.B. Camponotus ligniperda und C. herculeanus werden auch bei normalen Zimmertemperaturen (um 20�C) inaktiv, fressen kaum noch etwas und hocken dicht gedr�ngt im Nest, sie haben einen ?endogenen Jahresrhythmus? (B.H�lldobler 1961: Temperaturunabh�ngige rhythmische Erscheinungen bei Rossameisen; Insectes soc. 8, 13-22). Nach Ablauf von 5-6 Monaten werden sie ?von alleine? wieder munter.
Z.B. Myrmica- und Lasius-Arten: Ohne �berwinterung bleiben sie etwas aktiv, aber ziehen kaum noch Larven auf. Wenn man Geschlechtstiere haben m�chte, M�SSEN deren Larven 4-5 Monate Winterbedingungen haben, ein ?paar Tage? reichen keinesfalls. Da sie zumeist im Boden �berwintern, ist eine relativ konstante Temperatur von 8-10�C geeignet, also z.B. Gem�sefach im K�hlschrank. Regelm��ig Feuchtigkeit kontrollieren! Vertrocknen ist die h�ufigste Ursache f�r den Tod von V�lkern in der �berwinterung, Ers�ufen die zweith�ufigste. F�ttern nicht erforderlich. �berwinterung ist auch nicht ?jederzeit? (etwa im Sommer) m�glich: Die Tiere zeigen an, wenn es so weit ist:
Dann geht die Eiablage zur�ck, die Larven verpuppen sich nicht mehr, meist erscheinen sie nicht mehr prall, sehen ?verschrumpelt? und faltig aus, die Arbeiterinnen werden ?tr�ge?. Die Winterruhe kann ohne Schaden auf 5-6, ja 8 Monate ausgedehnt werden. Danach LANGSAM �ber mehrere Tage in h�here Temperaturen bringen, nicht pl�tzlich von 10 �C auf 30�C! ? Ohne Winterruhe gehen die V�lker fr�her oder sp�ter einfach ein.
Z.B. Leptothorax- und Temnothorax-Arten, die in exponierten Nistgelegenheiten wohnen (�stchen am Boden oder hoch in B�umen, in Steinspalten etc.): Sind harten t�glichen Temperatur-Rhythmen ausgesetzt (z.B. im Sommer nachts 12-15�C, tags 35-40�C; im Winter nachts minus 10�C, tags bei Sonnenschein plus 15-20�C!). Daran sind sie so angepasst, dass sie ohne diese Rhythmen (und besonders bei �berwinterung in konstanter Temperatur) kaum noch Brut aufziehen. Nach Arten und Artengruppen (jetzt: Gattungen) verschieden. F�r T. nylanderi (bewohnt tote �stchen, hohle Eicheln etc. am schattigen Waldboden) sind konstant + 10�C f�r 4-5 Monate geeignet. T. unifasciatus (in Sonnen-exponierten Steinspalten, oder auch Totholz) hat sich ein Wechsel von 0�C zu + 10�C (je 12 Stunden) �ber 4-5 Monate bew�hrt. Das ist im Haushalt kaum zu schaffen. L.acervorum: Ebenfalls in toten �stchen am Waldboden, aber Sonnen-exponiert (z.B. trockener, offener Kiefernwald), ist mit einem verk�rzten Winter von nur 6 Wochen bei t�glichem Wechsel 0 / 10�C ?zufrieden?, �bersteht aber auch bis zu 1 Jahr unter solchen Bedingungen und zieht danach reichlich Geschlechtstiere auch aus der �berm��ig lange �berwinterten Brut auf.
Fast alle einheimischen Arten �berwintern mit Larven (nicht: Eiern oder Puppen), Ausnahme sind die Waldameisen (Formica), die ohne Brut �berwintern. Die Larvalentwicklung dauert z.T. mehr als 1 Jahr, sogar 2 Jahre (manche Leptothorax, Temnothorax, Camponotus), zumindest, wenn daraus Geschlechtstiere werden sollen. Bei Myrmica wird ?fast-brood?= "rapid brood" unterschieden (Entwicklung vom Ei bis zur Arbeiterin innerhalb eines Sommers) von ?slow brood? (Entwicklung von im Sp�tsommer ? Herbst abgelegten Eiern zu �berwinternden Larven, aus denen im folgenden Sommer junge Geschlechtstiere entstehen k�nnen; bei ung�nstigen Bedingungen wie zu kleinem Volk, zu wenig oder ungeeigneter Nahrung, entstehen auch aus solchen Larven nur Arbeiterinnen und vielleicht ein paar M�nnchen).


Wintervorbereitung