Ökologische Bedeutung

Aus Ameisenwiki
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Der Mensch ist bedeutender als die Ameisen.

Wirklich?

Was würde ein unabhängiger Außerirdischer dazu sagen? Sicher hat der Mensch Bedeutendes geleistet, doch in erster Linie ist seine Leistung in der Bedeutung für ihn selbst begründet (Rollläden, Zahnbürsten, Computer und Autos, ... all das mag bedeutend sein. Aber eben bedeutend für den Menschen.)

Fakt ist: Die Bedeutung des Menschen für Natur und Umwelt ist eher eine negative: Viele Pflanzen und Tiere sind aufgrund des Menschen ausgestorben.

Fakt ist: Die Bedeutung der Ameisen für Natur und Umwelt ist um ein Vielfaches höher als die der Menschheit.

Fakt ist: Würde der Mensch aussterben, würde sich die Natur größtenteils wieder erholen. Viele Schäden blieben, aber nach relativ kurzen 1 Millionen Jahren wäre die Erde eine ähnliche wie heute.

Fakt ist: Würden hingegen die Ameisen schlagartig aussterben, würden die meisten Ökosysteme zu Lande kollabieren. Die Erde wäre nicht wiederzuerkennen.

Edward O. Wilson, der Begründer der Soziobiologie und einer der bedeutendsten Ameisenforscher, betont diese Tatsache immer wieder, verbunden mit dem Appell für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und für Respekt vor diesen kleinen Wesen, die um so viel länger diese Erde bewohnen als wir Menschen.


Naturschützer - Ameise

Ameisen sind wahre Naturschützer. Ohne sie würden heutige grüne Landstriche oft karg aussehen. Da sie den Boden mit den vielen Gangsystemen auflockern, ermöglichen sie den Pflanzen dadurch ein einfacheres Wurzelwerk aufzubauen. Genau das machen auch Würmer, sie fördern dadurch auch die Humusbildung. In den Tropen kann man sehr gut sehen, wie nützlich Ameisen für die Natur sind. Bevor Pflanzen eine Brachlandschaft besiedeln, siedeln sich die Ameisen dort ein und schichten mehrere Bodenbeläge um. Wenn hingegen Ameisen fehlen würden, fiele es den Pflanzen reichlich schwer, auf solchen Orten sesshaft zu werden. Der Boden würde mit jedem Regenguss ein wenig abgetragen.

Ein weiterer positiver Aspekt ist der Samenaustausch. Formica rufa (Waldameise) trägt die Samen von rund 150 Pflanzenarten durch die Natur. Des Weiteren ist in Ameisen reichen Gebieten eine vermehrte Produktion von Honig durch Bienen festzustellen, da in diesen Gebiete mehr Honigtau zur Verfügung steht.

Tote Tiere und anderer Abfall werden von Ameisen abgetragen, dadurch helfen die Kleinen, den Wald sauber zu halten. Sie selber sind Schädlingsvernichter, aber gleichzeitig auch Nahrung für verschiedene andere Insektenarten. Die Lebensgemeinschaften der verschiedensten Biotope ist durch die Ameisen artenreicher und das biologische Gleichgewicht stabiler geworden als ohne.

So kann man sagen, dass der Schutz der Ameisen ein wichtiger Teil in den Wäldern dieser Erde sein sollte. Doch wenn ich dann manchmal sehe, dass ein paar Jugendliche oder Kinder einen großen Hügel der Formica rufa zerstören, weiß ich nicht mehr, ob die Natur überhaupt noch zu retten ist.


Wirtschaftliche Bedeutung sozialer Insekten

Allen voran ist die Honigbiene zu nennen, eines der ältesten Haustiere der Menschheit. Sie wurde in China und in Ägypten seit über 4.000 Jahren genutzt. Neben dem Seidenspinner ist sie die einzige domestizierte Insektenart! Die Honigbiene kann allerdings trotzdem jederzeit noch wild leben. Neben Apis mellifera, die mit etlichen Unterarten inzwischen weltweit gehalten wird, ist die besonders in Indien gehaltene Apis cerana zu erwähnen.

Einige (ziemlich alte!) Zahlen aus USA: Dort sollen ca. 4.7 Millionen Völker gehalten werden. Die Honigernte/Jahr beläuft sich auf ca. 100 Millionen Kg im Wert ca. 500 Mio $. Die Welthonigproduktion wird auf ca. 400 Mio kg geschätzt. In USA gibt es Wanderimker, die z.T. mit tausenden von Völkern auf Trucks zwischen Texas und dem südlichen Kanada pendeln, dabei im Frühjahr dem Vorrücken der Obstblüte nach Norden folgen. Der Wert des Nutzens im Obstbau durch die Bestäubungsleistungen der Bienen wird auf über 10 Milliarden $ geschätzt; hinzu kommt der nicht bezifferbare Nutzen für die natürliche Vegetation.

Einige Sonderkulturen in Gewächshäusern gedeihen besser, wenn Hummelvölker darin angesiedelt werden. So wurden Tomaten in Holland lange Zeit von Hand, mittels "Vibrator" bestäubt. Neuerdings gibt es erfolgreiche Methoden um Hummeln für diesen Zweck zu züchten. 1993 wurden in Finnland 80.000 Völker pro Jahr erzeugt, plus weitere 80.000 für den Export nach England, Frankreich, Italien, auch nach Deutschland. Der stattliche Preis eines Volkes von einer Königin und 12 Arbeiterinnen wurde mit bis zu 400 € angegeben; Angebote finden sich im Internet!

http://www.stb-control.de/hummeln/hummelpreis.htm Hier soll ein kleines Volk für Hobbygärtner € 115,- kosten.

Ganz interessant der folgende Text auf der o.a. Webseite:

Hummeln für Gewächshäuser

Don Griffiths und Ewert Jan Robberts beschäftigen sich seit einiger Zeit mit dem Einsatz von Hummeln für die Bestäubung von Tomaten in Gewächshäusern. Tomatenzüchter sind bereit, einen hohen Preis für Hummelvölker zu bezahlen, da Hummeln die Blüten der Tomatenstauden effektiver bestäuben als Honigbienen oder zitternde "elektrische Bienen". Die Hummeln schwingen - im Gegensatz zu den Bienen - ihre Flügeln mit einer hohen Frequenz, so dass der Pollen von den Tomatenblüten abfällt und übertragen werden kann. Das Ergebnis ist eine wirkungsvolle Bestäubung.

Die gewerbliche Zucht von Hummelvölkern ist allerdings sehr aufwendig. Dies liegt zum einen an den Schwierigkeiten, Hummeln das ganze Jahr über durch Zucht für die Bestäubung bereitzustellen und damit die Tiere entgegen ihren natürlichen Lebensgewohnheiten zu halten. Zum anderen ist es wichtig, das ganze Jahr über eine gleich bleibende Qualität der Völker zu gewährleisten. Die ganzjährige Züchtung kann durch eine künstliche Überwinterung von begatteten Königinnen erreicht werden, indem man sie mit Kohlendioxid begast. Dieses Verfahren, unterstützt durch den Einsatz von jungen Honigbienen (Arbeiterinnen), regt die Königinnen zur Eiablage an. Auch Züchter anderer Treibhausgemüse (beispielsweise Auberginen, Paprika oder Erdbeeren) setzen Hummelvölker für die Bestäubung ihrer Pflanzen ein. Für den Einsatz im freien Feld wird von diesen Völkern bisher noch kaum Gebrauch gemacht.

Leider wurden auch nicht-einheimische Hummelarten ausgebracht, so dass es lokal zu Verdrängung einheimischer Arten, oder sogar zu Verkreuzung mit solchen kam.

Nach den Bienen sind dann die Ameisen, besonders die Roten Waldameisen, die wichtigsten sozialen Insekten, um deren "Management" man sich bemüht hat. - Über andere, vor allem tropische Ameisen liegen sehr alte Berichte vor. So hat man in China Nester von Weberameisen (Oecophylla) in Orangenbäume gehängt, um dort die Schadinsekten kurz zu halten. Waldameisen (Formica s.str.) haben eine große Bedeutung dadurch, dass sie viele Schadinsekten im Forst, Kiefernspanner, -eule, -spinner, Fichtenblattwespe, Nonne, Eichenwickler u.a. erbeuten. Sie scheinen damit in drohende Massenvermehrungen einzugreifen. Die Mengen erbeuteter Insekten sind sehr groß: Ein durchschnittliches WA-Volk erbeutet jährlich ca. 6 Mio. Insekten mit einem Gesamtvolumen von 28 Liter.

Ein zusätzlicher positiver Effekt besteht darin, dass Waldameisen auf Waldbäumen Blatt- und Rindenläuse kultivieren, die den Waldbäumen wenig schaden, deren Honigtau aber auch vielen anderen Nützlingen sowie besonders den Honigbienen zugute kommt. "Schwarzwälder Tannenhonig" besteht so fast ausschließlich aus Honigtau. Wo Waldameisen leben, da ist alljährlich alljährlich +/- gleichviel Honigertrag zu erwarten. In ameisenfreien Wäldern schwankt der Ertrag sehr stark. Besonders wegen der regulierenden Wirkung der Waldameisen auf Schadinsekten versuchte man schon im 19. Jahrhundert, verstärkt seit den 30er Jahren des letzten Jh., Waldameisen künstlich zu vermehren und zum biologischen Forstschutz einzusetzen. Heute gibt es Vereine, besonders die Deutsche Ameisenschutzwarte (DASW), mit Landesver¬bänden in z. Zt. 10 Bundesländern, die sich um Schutz und Hege der Waldameisen kümmern. Allerdings hat sich gezeigt, dass der frühere Optimismus hinsichtlich "Vermehrung" und künstlicher Ansiedlung nicht ganz gerechtfertigt war, dass auch die Nestschutzhauben aus Maschendraht (z.B. gegen Spechte) oft eher schadeten als nützten.

Heute ist der Schutz von vorhandenen Kolonien vorrangig, man erstrebt naturnahe Waldbewirtschaftung um das gesamte Ökosystem zu stabilisieren. Ansonsten sind die Ameisenschützer v.a. damit beschäftigt, jährlich hunderte von Völkern umzusiedeln, die von Straßen- und Eisenbahnbau oder von der Ausweitung von Siedlungen bedroht sind.

Zu diesem Beitrag sind Ergänzungen aller Art sehr erwünscht!