Camponotus herculeanus

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Camponotus herculeanus
Königin von Camponotus herculeanusKönigin von Camponotus herculeanus
Systematik
Unterfamilie: Formicinae
Gattung: Camponotus
Art: Camponotus herculeanus
Weitere Informationen
Habitat: schattig und feucht in Wäldern, in höheren Gebirgslagen auch in offenem Gelände
Gründung: claustral
Königinnen: monogyn, selten oligogyn
Wissenschaftlicher Name
Camponotus herculeanus

(Linnaeus, 1758)


Die Schwarze Rossameise Camponotus herculeanus ist eine Ameisenart aus der Familie der Schuppenameisen. Sie ist eine der größten in Mitteleuropa vorkommenden Ameisenarten.

Merkmale

Die Arbeiterinnen sind 6-13 mm lang, es werden verschiedene Kasten (polymorph, Minor bis Major mit Übergängen) ausgebildet. Die Körperoberfläche ist glänzend, Thorax, teils Femur, Petiolus und der Ansatz des ersten gastralen Segments schwarz bis dunkelbraun, die Farbanteile können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Der Kopf, Rest der Beine und die Gaster sind schwarz. Königinnen erreichen eine Größe von 14-16 mm und weisen eine ähnliche Färbung auf wie die Arbeiterinnen, Männchen werden 8-12 mm lang.

Diese Art kann mit Camponotus ligniperdus verwechselt werden; in der Gegenüberstellung zeigen sich die Unterschiede deutlich:

Nachdem ich gerade junge Königinnen von Camponotus herculeanus und C. ligniperdus aus zwei befallenen Häusern zur Bestimmung erhalten habe, stelle ich hier mal ein Vergleichsfoto ein. Die Flügel und Beine der toten Tiere wurden entfernt, damit sie nicht den Blick auf Bestimmungsmerkmale verstellen.
Der rote Bereich vorn an der Gaster ist bei C. ligniperdus (meist) wesentlich größer als bei C. herculeanus. Dass die Gaster bei C. ligniperdus etwas stärker glänzt als bei C. herculeanus, ist schwer zu erkennen.
(A. Buschinger, 01. Juni 2007)
Camponotus.jpg

Verbreitung und Lebensraum

Camponotus herculeanus ist in Europa und Asien weit verbreitet, der Schwerpunkt liegt hierbei eher in der Besiedelung von gebirgigen Regionen bis zur Baumgrenze, unterhalb von 300 m NN ist diese Art selten. Seifert gibt den Unterkühlungspunkt der Hämolymphe bei überwinternden Tieren mit -38,5 °C an, woraus die große Frosthärte dieser Art ersichtlich wird.[1]

Als Habitat werden Nadel- und Nadel-Laub-Mischwälder mit hohem Fichtenanteil bevorzugt. Der Nestbau erfolgt in Lebend- und Totholz, bevorzugt Fichtenstämmen. Die größten nachgewiesenen Nester umfassen bis zu 13 unterirdisch verbundene Bäume auf 130 m2. Nester werden bis zu 10 m Höhe im Baumstamm ausgenagt, Camponotus herculeanus wird daher bei gehäuftem Auftreten als Forstschädling angesehen.

Ernährung

Die Trophobiose überwiegt hier, aber es werden auch Tiere verwertet; zusätzlich wird Gehölz-Phloem angebissen, um den austretenden Phloemsaft aufzulecken.

Schwarmflug & Koloniegründung

Camponotus herculeanus schwärmt in Abständen von mehreren Tagen in Wellen. B. Hölldobler konnte bei einer näheren Untersuchung einer Kolonie zwischen 15. Mai und 15. Juni 1964 nicht weniger als fünf Schwarmflüge feststellen, zum Ende hin in ihrer Intensität geringer werdend. Bei sonnigem Wetter mit Temperaturen über 25 °C zeigen zunächst die Männchen ein auffälliges Verhalten, indem sie vereinzelt kurze Flugsversuche unternehmen und schließlich das Nest in Schwarmwellen verlassen. Der anschließende Abflug der Königinnen vom Nest wird durch das Mandibeldrüsensekret der Männchen ausgelöst; nach dem Ende der eigentlichen Schwarmzeit treten Weibchenschwärme auf, die allerdings zeitlich unkoodiniert stattfinden. Der Schwarmflug von Camponotus herculeanus findet am Spätnachmittag bis frühen Abend statt.[2]

Die anschließende Koloniegründung erfolgt claustral, Pleometrose oder Adoption sind möglich. Diese Art ist meist monogyn, selten oligogyn.

Ein Bericht mit Bild über eine natürliche Koloniegründung von C. herculeanus findet sich hier: "Bio"-Koloniegründung von Camponotus herculeanus

Besonderheiten

  • Ebenso wie Camponotus ligniperdus hat C. herculeanus den "Mandibel-Kampf" perfektioniert und weiß diesen sehr effektiv einzusetzen: Bei Angriffen hält C. herculeanus etwas Abstand, ruckt kurz nach vorne, beißt mit den Mandibeln zu und geht dann sofort wieder auf Abstand. Auch die Giftdrüse wird eingesetzt. Insbesondere bei Angriffen gegen Beutetiere ist dies gut zu beobachten. Im Vergleich zu C. ligniperdus ist C. herculeanus etwas langsamer und demzufolge schwächer, dennoch zählt auch C. herculeanus zu den sehr wehrhaften Arten. Eine einzige Major-Arbeiterin kann mehrere Waldameisen mit wenigen Bissen zerschneiden.

Weitere Bilder

Fotos einer Königin:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ^ Bernhard Seifert: Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas. lutra Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Görlitz/Tauer 2007, ISBN 978-3-936412-03-1
  2. ^ B. Hölldobler, U. Maschwitz 1965: Der Hochzeitsschwarm der Rossameise Camponotus herculeanus L. (Hym. formicidae); Zeitschrift für vergleichende Physiologie 50, 551-568