Myrmica: Unterschied zwischen den Versionen

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''Myrmica'' sind eine Gattung der Ameisen (Formicidae) und gehören zur Unterfamilie der Knotenameisen (Myrmicinae). Vertreter sind in Mitteleuropa überall verbreitet und werden im Volksmund als „Rote Ameisen“ bezeichnet. Zu den bekanntesten Arten gehören die [[Rote Gartenameise]] und auch die Trockenrasen-Knotenameise.
[[Bild:Myrmicarubra1.jpg|thumb|200px|Kolonie von ''Myrmica rubra'']]
'''''Myrmica''''' ist eine Gattung der Ameisen (Formicidae) und gehört zur Unterfamilie der [[Myrmicinae|Knotenameisen]] (Myrmicinae). Vertreter sind in Mitteleuropa überall verbreitet und werden im Volksmund als „Rote Ameisen“ bezeichnet. Zu den bekanntesten Arten gehören ''[[Myrmica rubra]]'' ("Rote Gartenameise"), ''[[Myrmica ruginodis]]'', und ''[[Myrmica scabrinodis]]'' ("Trockenrasen-Knotenameise").


== Merkmale ==
== Merkmale ==
Die Arbeiterinnen sind von mittlerer Größe, meist um etwa fünf Millimeter. Sie können in den Farbtönen Rot, Gelb und Braun gefärbt sein. Die Farbe ist allerdings nicht artspezifisch und kann bei verschiedenen Populationen derselben Art, sogar bei Arbeiterinnen des selben Nests, stark variieren. Die [[Mandibel]]n sind am Kaurand mit 7 bis 10 Zähnen besetzt, die zur Spitze hin größer werden. Wie alle Knotenameisen verfügen die weiblichen Kasten über einen Giftstachel. Der Postpetiolus ist glatt ohne Anhängsel an der Unterseite. Durch Reibung des Postpetiolus an der gerillten Unterseite des ersten Gastersegments können Stridulationslaute erzeugt werden. Die Geräusche dienen der Kommunikation, sind für den Menschen allerdings nicht hörbar. Auf dem Propodeum sitzen zwei lange Dornen oder ein spitzer Zahn.
Die Arbeiterinnen sind von mittlerer Größe, meist um etwa fünf Millimeter. Sie können in den Farbtönen Rot, Gelb und Braun gefärbt sein. Die Farbe ist allerdings nicht artspezifisch und kann bei verschiedenen Populationen derselben Art, sogar bei Arbeiterinnen des selben Nestes, variieren. Die [[Mandibel]]n sind am Kaurand mit 7 bis 10 Zähnen besetzt, die zur Spitze hin größer werden. Wie alle Knotenameisen, also Angehörige der Unterfamilie Myrmicinae, verfügen die weiblichen Kasten über einen Giftstachel. Der Postpetiolus ist glatt ohne Anhängsel an der Unterseite. Durch Reibung des Postpetiolus an der gerillten Unterseite des ersten Gastersegments können Stridulationslaute erzeugt werden. Die Geräusche dienen der Kommunikation, sind für den Menschen allerdings nicht hörbar. Auf dem Propodeum sitzen zwei lange Dornen oder ein spitzer Zahn.


=== Ähnliche Gattungen ===
=== Ähnliche Gattungen ===
Verwechselungsgefahr besteht mit Vertretern der Gattung ''Manica'', wie zum Beispiel der [[Manica rubida|Großen Knotenameise]]. Diese sind morphologisch recht ähnlich, haben allerdings keine Dornen auf dem Propodeum und sind wesentlich größer. Kleinere ''Myrmica''-Arten können auch mit unauffällig gefärbten Vertretern aus den Gattungen ''Leptothorax'' und ''Themnothorax'' verwechselt werden.
Verwechselungsgefahr besteht mit Vertretern der Gattung ''[[Manica]]'', z. B. [[Pygmäen]] von ''[[Manica rubida]]'', der "großen Knotenameise". ''Manica''-Arbeiterinnen sind morphologisch recht ähnlich, haben allerdings keine Dornen auf dem Propodeum und sind meist wesentlich größer. Kleinere ''Myrmica''-Arten können auch mit unauffällig gefärbten Vertretern aus den Gattungen ''[[Leptothorax]]'' und ''[[Themnothorax]]'' verwechselt werden.


== Verbreitung ==
== Verbreitung ==
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== Lebensweise ==
== Lebensweise ==
''Myrmica''-Kolonien sind zumeist [[polygyn]], die Volksstärke reicht dabei gewöhnlich von 300 bis 1.500 Individuen. Selten wird eine Individuenanzahl von bis zu 10.000 Tieren erreicht. Die Arbeiterinnen bewegen sich meist einzeln, entweder in der Streuschicht oder auf der Erdoberfläche. Einige Arten belaufen auch Büsche und Bäume. Die Ernährung ist zum größten Teil zoophag. Zusätzlich sammeln sie auch Nektar und betreiben [[Trophobiose]] mit unterirdisch und überirdisch lebenden [[Blattläuse]]n und Schildläusen. Darüber hinaus stehen viele Arten in symbiotischer oder parasitärer Beziehung zu beinahe hundert verschiedenen anderen Insekten, insbesondere Schmetterlingen (vorwiegend Bläulingen). Die Nester werden unterirdisch angelegt, meist im Schutz von Steinen oder liegenden Baumstämmen sowie am Wurzelwerk von Pflanzen.
''Myrmica''-Kolonien sind zumeist [[Polygynie|polygyn]], die Volksstärke reicht dabei gewöhnlich von 300 bis 1.500 Individuen. Selten wird eine Individuenanzahl von bis zu 10.000 Tieren erreicht. Die Arbeiterinnen bewegen sich meist einzeln, entweder in der Streuschicht oder auf der Erdoberfläche. Einige Arten belaufen auch Büsche und Bäume. Die Ernährung ist zum größten Teil zoophag. Zusätzlich sammeln sie auch Nektar und betreiben [[Trophobiose]] mit unterirdisch und überirdisch lebenden [[Blattläuse]]n und Schildläusen. Darüber hinaus stehen viele Arten in symbiotischer oder parasitärer Beziehung zu beinahe hundert verschiedenen anderen Insekten, insbesondere Schmetterlingen (vorwiegend Bläulingen). Die Nester werden unterirdisch angelegt, meist im Schutz von Steinen oder liegenden Baumstämmen sowie am Wurzelwerk von Pflanzen.


=== Fortpflanzung und Koloniegründung ===
=== Fortpflanzung und Koloniegründung ===
Die geflügelten Geschlechtstiere schwärmen im Sommer. Dabei kommt es zum Ausbreitungsflug, oft treffen sich die Tiere verschiedener Nester an markanten Geländepunkten (Hilltopping). Männchen können dort mehrere Tage verharren, bis eine paarungsbereite Junkönigin auftaucht. Die Begattung findet nie im Flug, sondern immer auf einer festen Unterlage statt. Die Weibchen sind zur selbstständigen Koloniegründung fähig, welche [[Claustrale Gründung|semiclaustral]] erfolgt. Die Gründung kann auch gemeinsam durch mehrere Tiere in [[Pleometrose]] erfolgen. Jungköniginnen werden auch häufig in bereits bestehende Nester der gleichen Art aufgenommen. Dementsprechend sind die meisten ''Myrmica''-Kolonien [[polygyn]].
Die geflügelten Geschlechtstiere schwärmen im Sommer. Dabei kommt es zum Ausbreitungsflug, oft treffen sich die Tiere verschiedener Nester an markanten Geländepunkten (Hilltopping). Männchen können dort mehrere Tage verharren, bis eine paarungsbereite Junkönigin auftaucht. Die Begattung findet nie im Flug, sondern immer auf einer festen Unterlage statt. Die Weibchen sind zur selbstständigen Koloniegründung fähig, welche [[Claustrale Gründung|semiclaustral]] erfolgt. Die Gründung kann auch gemeinsam durch mehrere Tiere in [[Pleometrose]] erfolgen. Jungköniginnen werden auch häufig in bereits bestehende Nester der gleichen Art aufgenommen (adoptiert), dementsprechend sind die meisten ''Myrmica''-Kolonien [[Polygynie|polygyn]].


== Systematik ==
== Systematik ==
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* ''[[Myrmica (Symbiomyrma) karavajevi]]'', Arnoldi 1930
* ''[[Myrmica (Symbiomyrma) karavajevi]]'', Arnoldi 1930


=== Literatur ===
== Literatur ==
* [[Bert Hölldobler]], [[Edward O. Wilson]]: ''Ameisen. Die Entdeckung einer faszinierenden Welt.'' Birkhäuser Verlag, Basel - Boston - Berlin 1995. ISBN 3-7643-5152-7
* [[Bert Hölldobler]], [[Edward Osborne Wilson|Edward O. Wilson]]: ''Ameisen. Die Entdeckung einer faszinierenden Welt.'' Birkhäuser Verlag, Basel - Boston - Berlin 1995. ISBN 3-7643-5152-7


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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<small>''Dieser Artikel basiert auf einem Artikel der deutschsprachigen Wikipedia ([http://de.wikipedia.org/wiki/Myrmica], [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Myrmica&action=history]) und steht unter der [http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html GNU-Lizenz für freie Dokumentation].''</small>
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[[Kategorie:Myrmica|!]]
[[Kategorie:Myrmics]]

Version vom 22. Februar 2009, 16:56 Uhr

Kolonie von Myrmica rubra

Myrmica ist eine Gattung der Ameisen (Formicidae) und gehört zur Unterfamilie der Knotenameisen (Myrmicinae). Vertreter sind in Mitteleuropa überall verbreitet und werden im Volksmund als „Rote Ameisen“ bezeichnet. Zu den bekanntesten Arten gehören Myrmica rubra ("Rote Gartenameise"), Myrmica ruginodis, und Myrmica scabrinodis ("Trockenrasen-Knotenameise").

Merkmale

Die Arbeiterinnen sind von mittlerer Größe, meist um etwa fünf Millimeter. Sie können in den Farbtönen Rot, Gelb und Braun gefärbt sein. Die Farbe ist allerdings nicht artspezifisch und kann bei verschiedenen Populationen derselben Art, sogar bei Arbeiterinnen des selben Nestes, variieren. Die Mandibeln sind am Kaurand mit 7 bis 10 Zähnen besetzt, die zur Spitze hin größer werden. Wie alle Knotenameisen, also Angehörige der Unterfamilie Myrmicinae, verfügen die weiblichen Kasten über einen Giftstachel. Der Postpetiolus ist glatt ohne Anhängsel an der Unterseite. Durch Reibung des Postpetiolus an der gerillten Unterseite des ersten Gastersegments können Stridulationslaute erzeugt werden. Die Geräusche dienen der Kommunikation, sind für den Menschen allerdings nicht hörbar. Auf dem Propodeum sitzen zwei lange Dornen oder ein spitzer Zahn.

Ähnliche Gattungen

Verwechselungsgefahr besteht mit Vertretern der Gattung Manica, z. B. Pygmäen von Manica rubida, der "großen Knotenameise". Manica-Arbeiterinnen sind morphologisch recht ähnlich, haben allerdings keine Dornen auf dem Propodeum und sind meist wesentlich größer. Kleinere Myrmica-Arten können auch mit unauffällig gefärbten Vertretern aus den Gattungen Leptothorax und Themnothorax verwechselt werden.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über die gesamte Holarktis. Viele Arten sind in Asien vertreten, wo sie von Nordsibirien bis in das Bergland von Hinterindien vorkommen. Auch im Kaukasus sind viele Arten häufig anzutreffen. In Europa reicht das besiedelte Gebiet von Fennoskandien bis in den Mittelmeerraum, wobei in wärmeren Gebieten nur wenige Arten an feuchteren Standorten auftreten. In Nordafrika sind nur noch einzelne Ansiedelungen bekannt. In der Nearktis kommen diverse Arten vom Polarkreis bis ins Hochland von Mexiko vor. Myrmica fehlt in Südamerika, Australien und im südlichen Afrika.

Lebensweise

Myrmica-Kolonien sind zumeist polygyn, die Volksstärke reicht dabei gewöhnlich von 300 bis 1.500 Individuen. Selten wird eine Individuenanzahl von bis zu 10.000 Tieren erreicht. Die Arbeiterinnen bewegen sich meist einzeln, entweder in der Streuschicht oder auf der Erdoberfläche. Einige Arten belaufen auch Büsche und Bäume. Die Ernährung ist zum größten Teil zoophag. Zusätzlich sammeln sie auch Nektar und betreiben Trophobiose mit unterirdisch und überirdisch lebenden Blattläusen und Schildläusen. Darüber hinaus stehen viele Arten in symbiotischer oder parasitärer Beziehung zu beinahe hundert verschiedenen anderen Insekten, insbesondere Schmetterlingen (vorwiegend Bläulingen). Die Nester werden unterirdisch angelegt, meist im Schutz von Steinen oder liegenden Baumstämmen sowie am Wurzelwerk von Pflanzen.

Fortpflanzung und Koloniegründung

Die geflügelten Geschlechtstiere schwärmen im Sommer. Dabei kommt es zum Ausbreitungsflug, oft treffen sich die Tiere verschiedener Nester an markanten Geländepunkten (Hilltopping). Männchen können dort mehrere Tage verharren, bis eine paarungsbereite Junkönigin auftaucht. Die Begattung findet nie im Flug, sondern immer auf einer festen Unterlage statt. Die Weibchen sind zur selbstständigen Koloniegründung fähig, welche semiclaustral erfolgt. Die Gründung kann auch gemeinsam durch mehrere Tiere in Pleometrose erfolgen. Jungköniginnen werden auch häufig in bereits bestehende Nester der gleichen Art aufgenommen (adoptiert), dementsprechend sind die meisten Myrmica-Kolonien polygyn.

Systematik

Weltweit gibt es 187 beschriebene Arten sowie weitere Unterarten und Variationen. Bei vielen offiziell gültigen Taxa dürfte es sich um jüngere Synonyme einer anderen Art handeln. Die sozialparasitären Arten, von denen in der Westpaläarktis vier verschiedene vorkommen, werden meist in die Untergattung Symbiomyrma gestellt. Oft wird der Name in der Literatur aber auch synonym verwendet.

In Mitteleuropa kommen mindestens 18 verschiedene Vertreter der Gattung Myrmica vor, darunter folgende Arten:

Literatur

Weblinks

  • AntWeb Bilder verschiedener Myrmica Arten



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