Polyrhachis dives (Präparation)

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Unter dem Namen Polyrhachis dives wird eine in Südostasien beheimatete Ameisenart aus der Unterfamilie der Formicinae in den Handel gebracht, die - nicht ganz zutreffend - als Weberameise bezeichnet wird (vgl. Oecophylla, die eigentlichen Weberameisen). Mit Hilfe von Speicheldrüsensekret ihrer Larven verweben die Arbeiterinnen allerlei „Detritus“, Pflanzenteile, Puppenkokons, Futterreste usw. zu einem etwas unordentlich wirkenden, unförmigen Nest; siehe auch Nest Natur. Die Nester werden in oberflächlichen Hohlräumen in Mauern, an Felsen, Bäumen usw. angelegt. Nach eigenen Beobachtungen in Java dürfte die Art polydom sein; ein Volk bewohnt also mehrere bis viele Nester. So weit man aus den Händler- und Halterangaben schließen kann, sind die Völker polygyn, recht groß, und wachsen bei geeigneten Bedingungen unmäßig rasch heran. Zudem sollen sie sehr ausbruchsfreudig sein.

Einige Tiere wurden mir übergeben, insbesondere um zu prüfen, ob die Gynen alle begattet und fertil sind. Hier sollen die Ergebnisse meiner Präparationen dargestellt werden. Die Bilder dienen zugleich einem weiteren Blick in das Innere von Ameisen. Auf einzelne Besonderheiten in Bau und Lage der Organe wird verwiesen. Von den drei Gynen, die aus einem Nest stammten, waren zwei eindeutig begattet, die dritte war mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unbegattet. Dies kann nicht mit letzter Sicherheit angegeben werden, weil ihre Spermathek nicht gefunden wurde. Eine gefüllte Spermathek ist bei dieser Art allerdings derart auffällig (s. unten), dass es schwer fallen dürfte, sie bei der Präparation zu übersehen. Das bisherige Ergebnis lässt noch keine Entscheidung darüber zu, ob alle entflügelten Gynen in einem Nest begattet sind. Auch ist unklar, wo die Begattung stattfindet, und ob eine solche in der Haltung erfolgen kann.


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Bild 1: Eine Arbeiterin und eine Gyne von Polyrhachis dives.


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Bild 2: Organe einer P. dives-Arbeiterin. Die Beschriftung erfolgte auf Englisch, damit das Bild auch anderweitig verwendbar ist. cr = Kropf; midgut = Mitteldarm; mt = Malpighische Gefäße; < hind gut > = Enddarm, erstreckt sich zwischen den beiden Pfeilspitzen; r = Rectum; pgl = Giftdrüse.


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Bild 3: Organe einer weiteren P. dives-Arbeiterin. Beschriftung wie in Bild 2; r = Rectum und pgl = Giftdrüse sind hier prall gefüllt; Dgl = Dufour’sche Drüse erkennbar, liegt unter dem *. Der transparente, im Präparat oben liegende Teil der Giftdrüse ist die Giftblase, in der die Ameisensäure gespeichert ist. Darunter liegt (weißlich, undurchsichtig) die eigentliche, das Gift erzeugende Giftdrüse. Sie hat etwa die Form eines Tennisschlägers, flach und oval.


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Bild 4: Die thorakalen Rückensklerite einer Gyne sind abgehoben und nach rechts unten weggezogen. Sie werden festgehalten durch die völlig intakte, zähe Flugmuskulatur. Ein junges Tier, da später die Flugmuskulatur durch Fett ersetzt wird. Dieses Tier hatte keine erkennbare Spermathek, war also wahrscheinlich unbegattet.


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Bild 5: Innere Organe einer begatteten und fertilen Gyne von P. dives. Beschriftung wie in Bild 2; ov = die beiden großen Ovarien mit je etwa 25 Ovariolen (Eischläuchen); sp = die bei geeigneter Beleuchtung sehr auffällige, weiße Spermathek; nach oben weisend: Eine der beiden in Bild 6 sichtbaren Spitzen des Organs.


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Bild 6: Die knapp 1 mm lange, bei dieser Art eigenartig bananenförmige Spermathek, im Auflicht unter dem Mikroskop. Charakteristisch für eine gefüllte Spermathek sind die bläulich-weiß schimmernden Schlieren der Sperma-Füllung. Bei geringerer Vergrößerung verleihen sie dem ganzen Bläschen eine unverkennbare, bläulich-weiße Färbung, durch die es sich von „dunkler-weißen“ Ovarien und dem Fettkörper abhebt. Oben in der Mitte ist der Ausführgang zum Ovidukt. Er ist so eng, dass sich das Bläschen nicht sofort entleert. Bei Myrmicinae ist die Spermathek oft kugelrund, bei anderen Formicinen (Lasius, Formica) oft hantelförmig.


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Bild 7: Die Spermathek (rechts oben) wurde durch leichten Druck auf das Deckglas zum Platzen gebracht. Das gesamte graue „Gewölk“ ist ausgetretenes, noch immer dicht gepacktes Sperma. Eine solche, für die Größe der Gynen ungewöhnlich große, Spermamasse lässt auf eine sehr hohe Eiablagerate der Königinnen schließen.

A. Buschinger, 11.12.06