Formica rufa

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Formica rufa
(Rote Waldameise)
F. rufa ArbeiterinF. rufa Arbeiterin
Systematik
Unterfamilie: Formicinae
Gattung: Formica
Untergattung: Formica sensu stricto
Art: Formica rufa
Weitere Informationen
Habitat: Nadel- und Mischwälder
Gründung: Adoption (Zweignestbildung) oder temporärer Sozialparasitismus
Königinnen: Meist polygyn, seltener monogyn
Wissenschaftlicher Name
Formica rufa

Linnaeus, 1758

Arbeiterin auf Nahrungssuche
Beim Abtransport von Beute
F. rufa Arbeiterin
F. rufa Nesthügel

Formica rufa ist eine Waldameise aus der Gattung Formica. Sie ist nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt, eine Haltung ist somit verboten.

Merkmale

Kopf, Mesosoma und Petiolus sind überwiegend rot gefärbt. Die Gaster und die Oberseite des Kopfes sind schwarz. Wangen und Kopfschild sind schwarzbraun, wie auch die Beine, die nur an den Gelenken eine rötliche Färbung aufweisen. Die zwei deutlichen schwarzen Flecken auf Pronotum und Mesonotum sind unscharf umgrenzt.

Formica rufa ist an der Unterseite des Kopfes und am Pronotum deutlicher behaart als die "Kahlrückige Waldameise" Formica polyctena, von der sie jedoch nur schwer zu unterscheiden ist. F. rufa besitzt am Pronotum mindestens 30 Borsten und an der Kopfunterseite mindestens zehn lange Haare. Das Stielchenglied ist seitlich behaart.

Die Körperlängen betragen bei Königinnen und Männchen 9–11 mm und bei den Arbeiterinnen 4,5–9 mm. Die Geschlechtstiere schwärmen zwischen Mai und Juni, also meist etwas später als die von Formica polyctena.

Die Rote Waldameise zeichnet sich durch ihre kräftigen Mandibeln aus. Im Angriffsverhalten beißen die Waldameisen ihren Feind und spritzen Säure in die Wunde. Sie können selbst größere Tiere, etwa Raupen oder Käfer, gemeinsam zu ihrem Nest schleppen. Noch größere Tiere wie etwa eine tote Maus werden an Ort und Stelle zerlegt.

Verbreitung und Lebensraum

Formica rufa besiedelt gut besonnte Stellen am Rand von Nadelwäldern und Laubwäldern aller Art. Seltener dringen sie tiefer in das Bestandsinnere vor und meiden auch schattige Fichtenwälder. Die Ameisenart ist von der Iberische Halbinsel bis zum Baikalsee verbreitet und kommt darüber hinaus auch in Kleinasien sowie im Kaukasus vor. In Europa reicht das Verbreitungsgebiet von 40 Grad bis 63,5 Grad nördlicher Breite.

Lebensweise

Meist bildet F. rufa große polygyne Völker und auch mehrere Nester umfassende Kolonieverbände (Polydomie). Es sind aber auch Völker bekannt, die über mehrere Jahre hinweg monogyn bleiben.

Nahrung

Die Rote Waldameise ernährt sich vorwiegend von Insekten, Larven, Raupen und Spinnentieren, sowie von Kadavern und von Honigtau der Blattläuse (Aphidoidea) und Schildläuse (Coccoidea). Sie nimmt aber auch gerne den Saft von Bäumen und Früchten. Sie trägt zur Verbreitung von myrmekochoren Pflanzen wie des Lerchensporns oder unserer Veilchen-Arten bei, da sie von deren ölhaltigen Samenanhängseln (Elaiosomen) angezogen wird und so deren Diasporen als angemessene Nahrung in ihr Nest trägt. Sie frisst die ölhaltigen Samenanhängsel und trägt die Samen wieder aus dem Nest.

Nestbau

Für die Nestgründung wird ein morscher Baumstumpf gesucht und in den folgenden Wochen ein Haufen aus Baumnadeln, kleinen Ästen und Moos zusammengetragen. Überwiegend bestehen die Streukuppen aus Fichtennadeln. Die Haufen können eine Ausdehnung und Höhe von bis zu drei Metern erreichen. Die Brut wird von den Arbeiterinnen in dem weiträumigen, stockwerkartigen Gang- und Kammersystem des Hügels je nach Wärme- und Feuchtigkeitsbedürfnis gelagert. Um einer Schimmel- und Fäulnisbildung vorzubeugen, wird das Nestmaterial regelmäßig umgeschichtet.

Fortpflanzung

Im März legen die Königinnen im Nest ihre ersten Eier, aus diesen schlüpfen später weibliche Geschlechtstiere mit Flügeln. Die enstehenden Larven werden von den Arbeiterinnen mit besonderem Futter ernährt, welches die später schlüpfenden Arbeiterin-Larven nicht bekommen. Soll eine Königin aus einer Larve entstehen, erhält sie spezielle Drüsensekrete. So entscheidet sich in den ersten Tagen durch die Hormone im Futter, ob aus der Larve eine Arbeiterin oder eine Königin wird. Kurze Zeit nach dem Schlüpfen beginnt der Hochzeitsflug der neuen Generation. Nach diesem beginnt die Suche der begatteten Weibchen nach einem Nest. Sie besiedeln entweder schon vorhandene Nester (Adoption) oder gründen ein neues, wobei sie auf temporären Sozialparasitismus bei Arten der Untergattung Serviformica angewiesen sind. Erst wenn eine Arbeiterinnengeneration herangewachsen ist, legt die Königin nur noch Eier. Bei der Begattung erhält das Weibchen Sperma für ihr ganzes Leben, das in einer Spermatasche aufbewahrt wird. Bei der Eiablage kann das Weibchen so die Eier selbst besamen und es entwickeln sich Arbeiterinnen aus diesen, oder es legt unbefruchtete Eier, aus denen Männchen-Larven schlüpfen. Formica rufa überwintert, wie alle Waldameisen, ohne ihre Entwicklungsstadien, das heißt, während der Winterstarre befinden sich nur Königinnen und Arbeiterinnen im Nest.

Arbeitsteilung

Im Ameisenstaat gibt es eine ausgeprägte Arbeitsteilung. Man findet unterschiedliche Formen von Ameisen, die an ihre jeweilige Aufgaben angepasst sind. Am zahlreichsten sind unfruchtbare Formen von Ameisen ohne Flügel, die Arbeiterinnen. Ein Waldmeisenvolk kann auch einige hundert fruchtbare Weibchen, die Königinnen, enthalten. Von Mai bis Juni kann man geflügelte Männchen und Jungköniginnen sehen. Sie paaren sich auf einem Hochzeitsflug (Schwarmflug) oder bereits im oder auf dem Mutternest. Bei der Begattung erhält die Königin einen Spermienvorrat, der für ihre etwa 20-jährige Lebenszeit reicht. Nach der Paarung sterben die Männchen. Die Königinnen streifen ihre Flügel an vorhandenen Sollbruchstellen ab und kehren in ihr Nest zurück, soweit sie nicht versuchen, in einem Serviformica Nest auf sozialparasitische Weise ein neues Volk zu gründen.


Dieser Artikel basiert teilweise auf der deutschen Wikipedia.