Leptothorax goesswaldi: Unterschied zwischen den Versionen

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== Weblinks ==
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*[http://atbi.biosci.ohio-state.edu:210/hymenoptera/authors.go_option?author_id=1719&module=pub_list Hier kann man die Arbeiten von H. Kutter einsehen und herunterladen (alle in Deutsch), darunter auch die Originalbeschreibung von ''Leptothorax'' (=''Doronomyrmex'') ''goesswaldi'' (1967)]
*[http://atbi.biosci.ohio-state.edu:210/hymenoptera/authors.go_option?author_id=1719&module=pub_list Hier kann man die Arbeiten von H. Kutter einsehen und herunterladen (alle in Deutsch), darunter auch die Originalbeschreibung von ''Leptothorax'' (=''Doronomyrmex'') ''goesswaldi'' (1967)] - Aus Gründen des Copyright ist das Herunterladen leider nicht mehr möglich (2012).

Version vom 4. Juli 2012, 18:54 Uhr

Leptothorax goesswaldi
Leptothorax goesswaldi (l.o.) beißt Wirtskönigin die Antennen abLeptothorax goesswaldi (l.o.) beißt Wirtskönigin die Antennen ab
Systematik
Unterfamilie: Myrmicinae
Gattung: Leptothorax
Art: Leptothorax goesswaldi
Weitere Informationen
Verbreitung: Alpen: Wallis, franz. Alpen, Südschweden, Kasachstan
Gründung: sozialparasitisch
Wissenschaftlicher Name
Leptothorax goesswaldi

Kutter, 1967

Leptothorax goesswaldi Kutter, 1967, Myrmicinae, ist eine arbeiterlose, dauerhaft sozialparasitische Ameise in Nestern von Leptothorax acervorum. Sie lebt in den Alpen, vom Schweizer Wallis bis in die französischen Alpen (die Angabe bei Seifert 2007, S. 120 "Bisher nur im Wallis (Schweiz)" ist unzutreffend). Über ein Vorkommen von Leptothorax goesswaldi in Südschweden berichten Douwes et al. (2012). Ein einzelnes Tier wurde in Ost-Kasachstan aufgefunden (Schultz & Buschinger 2006); das Verbreitungsgebiet dürfte also viel größer sein, als bis heute bekannt.

Anders als L. pacis und L. kutteri aber kann L. goesswaldi nicht mit den Wirtsköniginnen zusammenleben. Wie sie sich der Wirtsköniginnen entledigt ist bisher bei Ameisen einzigartig!

Die begatteten Jungköniginnen dringen im Sommer „klammheimlich“ einzeln in Nester von L. acervorum ein, wo sie unauffällig den Herbst und Winter verbringen. Im Frühjahr aber beginnt die L. goesswaldi-Königin, den L. acervorum-Königinnen der Reihe nach die Antennen zu amputieren. Sie reißt oder dreht diese nicht etwa aus, sondern beißt den Antennenschaft kurz oberhalb der Antennenbasis durch (was eine längere, anscheinend mühsame Arbeit ist!), so dass kurze Stummel stehen bleiben (Bild 2).

Die derart misshandelten Wirtsköniginnen können bei ihren Arbeiterinnen kein Futter mehr erbetteln und verhungern innerhalb von 1-2 Wochen. Inzwischen hat die L. goesswaldi-Königin selbst ihre Ovariolen zur Legereife entwickelt und ist damit für die Wirtsarbeiterinnen attraktiv geworden. Es werden ausschließlich Geschlechtstiere der Parasitenart aufgezogen, sowie noch Arbeiterinnen aus der verbliebenen Brut von L. acervorum. Die Völker gehen natürlich dann nach 2-3 Jahren zugrunde, da die Wirtsarbeiterinnen auf natürliche Weise wegsterben und nicht ersetzt werden. Besonders erstaunlich ist, dass innerhalb einer so eng verwandten Gruppe wie L. goesswaldi, L. pacis und L. kutteri „plötzlich“ ein derart komplexes und ungewöhnliches „Mordverhalten“ auftaucht.

Bild 1: Eine L. goesswaldi-Königin (links oben) beißt einer der Wirtsköniginnen (rechts oben) die Antenne ab. Die Larven sind noch im geschrumpften Winterzustand. Die Wirtsarbeiterinnen „sehen unbeteiligt zu“: So etwas kommt in ihrer Vorstellungswelt einfach nicht vor, ein spezielles Abwehrverhalten haben sie (noch?) nicht entwickelt.

Lgoesswaldi.jpg


Bild 2: Eine Rasterelektronenmikroskop-Aufnahme vom Kopf einer Königin der Wirtsart Leptothorax acervorum, nachdem ihr eine L. goesswaldi-Jungkönigin die Antennen amputiert hat. Die beiden Antennenstümpfe sind mit weißen Pfeilen gekennzeichnet; der weiße Balken links ist 1 mm lang.

Auffallend ist, dass der eigentlich ja recht stabile Antennenschaft durchgeschnitten bzw. -gebissen wird. Leichter wäre es vielleicht, die Antenne ganz auszureißen oder im Gelenk zwischen Schaft und dem ersten Geißelglied durchzutrennen. Jedenfalls scheint die goesswaldi-Königin mit ihren Mandibeln so nahe wie möglich an die Basis des Antennenschafts zu gehen, bis ihr eigener Clypeus ein näheres Herangehen verhindert.

L.-goessw.-1.jpg

Literatur

  • Buschinger, A., Klump, B. (1988): Novel strategy of host-colony exploitation in a permanently parasitic ant, Doronomyrmex goesswaldi. - Naturwissenschaften 75, 577-578.

Weblinks