Ernährung (Haltung): Unterschied zwischen den Versionen

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'''Achtung''': Diese Diät ist gefährlich und darf auf keinen Fall als alleiniges Futter gereicht werden! Eine Fütterung von Eiweiß in Form von tierischem Fleisch sowie die Fütterung von Zuckerwasser bzw. Honigwasser ist wichtig und für die Entwicklung der Ameisenlarven unbedingt nötig. Bei einigen Arten blieben bei ausschließlicher Ernährung durch die Bhatkar-Diät Major-Formen der Arbeiterinnen aus, oder es wurde ein langsames Larvenwachstum bzw. verringertes Brutgeschäft beobachtet. Siehe hierzu auch den folgenden Absatz.
'''Achtung''': Diese Diät ist problematisch und darf auf keinen Fall als alleiniges Futter gereicht werden! Eine Fütterung von Eiweiß in Form von tierischem Fleisch sowie die Fütterung von Zuckerwasser bzw. Honigwasser ist wichtig und für die Entwicklung der Ameisenlarven unbedingt nötig. Bei einigen Arten blieben bei ausschließlicher Ernährung durch die Bhatkar-Diät Major-Formen der Arbeiterinnen aus, oder es wurde ein langsames Larvenwachstum bzw. verringertes Brutgeschäft beobachtet. Siehe hierzu auch den folgenden Absatz.
 
 
===Ein wissenschaftlicher Versuch mit Bhatkar-Whitcomb-Diät===
Hier wird eine Arbeit referiert, die sich mit den Auswirkungen einer Ernährung rein mir Bhatkar-Whitcomb-Diät befasst.
Buschinger, A., Pfeifer, E. (1988): Effects of nutrition on brood production and slavery in ants (Hymenoptera, Formicidae). Insectes Sociaux 35, 61-69.
Die Arbeit ist noch nirgends online, daher kopiere ich hier mal die Zusammenfassung ein:
 
ZUSAMMENFASSUNG
''Einfluss der Ernährung auf Brutproduktion und Sklavenhaltung bei Ameisen (Hymenoptera, Formicidae)
Für die Haltung von Ameisen wurde eine künstliche Diät (BHATKAR and WHITCOMB, 1970) empfohlen. Vergleichende Untersuchungen an einer sklavenhaltenden Ameise, Harpagoxenus sublaevis, und einer ihrer Sklavenarten, Leptothorax acervorum, zeigten, dass diese Diät für eine normale Brutproduktion der unabhängigen Art L. acervorum nicht ausreicht. In Völkern der Sklavenhalterart, die mit der Diät gefüttert werden, werden nach Raubzügen viel mehr von den neu geraubten Sklavenart-Puppen gefressen als in Völkern, die mit einer natürlicheren Diät aus Insektenstücken und Honig versorgt werden. Diese Versuche zeigen, dass die Ernährung die Ergebnisse von Zucht- und Verhaltensversuchen stark beeinflussen kann, und damit auch die daraus abgeleiteten Schlüsse. Die B.-W.- Diät ist wahrscheinlich ungeeignet für viele Ameisenarten, die sowohl Insektenbeute als auch Honigtau benötigen.''
 
Die beiden Abbildungen aus der Veröffentlichung sind beigefügt. In Abb. 1 sind ich die Punkte für Jungköniginnen koloriert: Rot ist die Produktion bei Honig-Insekten-Diät, blau die bei Bhatkar-diet. Die Kurven gehen über ein Maximum nach Null, weil die Anwesenheit von Puppen gezählt wurde. Dank Verpuppung der überwinterten Larven nimmt die Zahl zunächst zu, aber da mit der Zeit Adulte daraus schlüpfen, verringert sich die Zahl der Puppen gegen Ende der „Sommerphase“ wieder.
 
[[bild:Bhatkar_diet_1colweb.jpg]]
 
Abb. 2 zeigt die Anzahl Eier. Auch diese werden im Frühjahr in wachsender Zahl abgelegt, schlüpfen aber dann, so dass eine Kurve entsteht, die am Ende der „Sommersaison“ gegen Null geht, weil keine Eier mehr nachgelegt werden.
 
[[bild:Bhatkar_diet_2_web.jpg]]
 
Leider hatten wir aus Rücksicht auf die Verfasser (ich kannte beide persönlich; Whitcomb ist inzwischen verstorben) im Titel nichts von „Bhatkar-Whitcomb.diet“ erwähnt. So blieb diese Arbeit ziemlich unbeachtet, und selbst neueste wissenschaftliche Arbeiten geben im Methodenteil an, dass die Ameisen „mit einer Standard-Diät (Bhatkar & Whitcomb 1970)“ versorgt wurden. Erst auf Nachfrage erfährt man, dass in manchen Arbeiten zusätzlich auch Insekten verfüttert wurden.
 
Durch alleiniges Verfüttern von Bhatkar-diet entstanden leider zahlreiche höchst fehlerhafte Ergebnisse in „wissenschaftlichen“ Arbeiten. So verhielten sich ganz normale, selbständige Leptothorax-Arten „wie Sklavenhalter“, überfielen in „Gemeinschaftsformikarien“ andere Völker derselben, oder verwandter Arten, „raubten“ Puppen um sie dann an die eigene Brut zu verfüttern. Echte Sklavenhalter verzehrten die geraubte Sklavenbrut, statt die Sklaven schlüpfen zu lassen. So kann eine, auch noch im Ansatz miserable, Veröffentlichung über Jahrzehnte Unheil stiften.
 
Zudem gelang es uns bereits 1988 nicht mehr, Die von B.&W. 1970 verwendeten Vitaminpillen zu bekommen. Verschiedene Fabrikate, die wir als Alternativen in Erwägung zogen, enthielten bestimmte Vitamine in extrem unterschiedlichen Dosierungen, in einem Fall war die Menge eines Vitamins in einer Pille 10.000 mal (zehntausend!) größer als in einer anderen. Man sollte sich daher überlegen, ob es sinnvoll ist, "irgendwelche" Vitamine zu verfüttern! (A. Buschinger, 28.4.06)
 
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==Vitamine==
==Vitamine==

Version vom 28. April 2006, 16:19 Uhr

Grundnahrungsmittel

Honigwasser/Zuckerwasser

Dies ist warscheinlich das schmackhafteste Futter, das man Ameisen anbieten kann. Es ersetzt den sogenannten Honigtau, ein Sekret das Blattläuse absondern und den Ameisen nötige Kohlenhydrate in Form von Zucker gibt. Jedoch beziehen einige Ameisenarten in der Natur ihre Kohlenhydrate auch über Nektarien, die an manchen Pflanzen wie bspw. Zwergwicken ausgebildet werden. Um die Körperfunktionien einer jeden Ameise aufrecht zu erhalten, sind Kohlenhydrate wie auch beim Menschen unbedingt nötig und sollten daher möglichst immer im Formikarium angeboten werden.

Das Bhatkar-Rezept

1 Ei
62 ml Honig
1g Vitamine
1g Mineralien/Salz
5g Agar
500 ml Wasser

Agar in 250ml kochendem Wasser auflösen und abkühlen lassen. Die anderen 250ml Wasser mit dem Ei, Honig, Vitaminen, Mineralien verquirlen. Unter konstantem Rühren die Agar-Lösung untermischen. In eine Schale umfüllen und im Kühlschrank lagern. Die Konsistenz ist gelartig.


Achtung: Diese Diät ist problematisch und darf auf keinen Fall als alleiniges Futter gereicht werden! Eine Fütterung von Eiweiß in Form von tierischem Fleisch sowie die Fütterung von Zuckerwasser bzw. Honigwasser ist wichtig und für die Entwicklung der Ameisenlarven unbedingt nötig. Bei einigen Arten blieben bei ausschließlicher Ernährung durch die Bhatkar-Diät Major-Formen der Arbeiterinnen aus, oder es wurde ein langsames Larvenwachstum bzw. verringertes Brutgeschäft beobachtet. Siehe hierzu auch den folgenden Absatz.


Ein wissenschaftlicher Versuch mit Bhatkar-Whitcomb-Diät

Hier wird eine Arbeit referiert, die sich mit den Auswirkungen einer Ernährung rein mir Bhatkar-Whitcomb-Diät befasst. Buschinger, A., Pfeifer, E. (1988): Effects of nutrition on brood production and slavery in ants (Hymenoptera, Formicidae). Insectes Sociaux 35, 61-69. Die Arbeit ist noch nirgends online, daher kopiere ich hier mal die Zusammenfassung ein:

ZUSAMMENFASSUNG Einfluss der Ernährung auf Brutproduktion und Sklavenhaltung bei Ameisen (Hymenoptera, Formicidae) Für die Haltung von Ameisen wurde eine künstliche Diät (BHATKAR and WHITCOMB, 1970) empfohlen. Vergleichende Untersuchungen an einer sklavenhaltenden Ameise, Harpagoxenus sublaevis, und einer ihrer Sklavenarten, Leptothorax acervorum, zeigten, dass diese Diät für eine normale Brutproduktion der unabhängigen Art L. acervorum nicht ausreicht. In Völkern der Sklavenhalterart, die mit der Diät gefüttert werden, werden nach Raubzügen viel mehr von den neu geraubten Sklavenart-Puppen gefressen als in Völkern, die mit einer natürlicheren Diät aus Insektenstücken und Honig versorgt werden. Diese Versuche zeigen, dass die Ernährung die Ergebnisse von Zucht- und Verhaltensversuchen stark beeinflussen kann, und damit auch die daraus abgeleiteten Schlüsse. Die B.-W.- Diät ist wahrscheinlich ungeeignet für viele Ameisenarten, die sowohl Insektenbeute als auch Honigtau benötigen.

Die beiden Abbildungen aus der Veröffentlichung sind beigefügt. In Abb. 1 sind ich die Punkte für Jungköniginnen koloriert: Rot ist die Produktion bei Honig-Insekten-Diät, blau die bei Bhatkar-diet. Die Kurven gehen über ein Maximum nach Null, weil die Anwesenheit von Puppen gezählt wurde. Dank Verpuppung der überwinterten Larven nimmt die Zahl zunächst zu, aber da mit der Zeit Adulte daraus schlüpfen, verringert sich die Zahl der Puppen gegen Ende der „Sommerphase“ wieder.

Bhatkar diet 1colweb.jpg

Abb. 2 zeigt die Anzahl Eier. Auch diese werden im Frühjahr in wachsender Zahl abgelegt, schlüpfen aber dann, so dass eine Kurve entsteht, die am Ende der „Sommersaison“ gegen Null geht, weil keine Eier mehr nachgelegt werden.

Bhatkar diet 2 web.jpg

Leider hatten wir aus Rücksicht auf die Verfasser (ich kannte beide persönlich; Whitcomb ist inzwischen verstorben) im Titel nichts von „Bhatkar-Whitcomb.diet“ erwähnt. So blieb diese Arbeit ziemlich unbeachtet, und selbst neueste wissenschaftliche Arbeiten geben im Methodenteil an, dass die Ameisen „mit einer Standard-Diät (Bhatkar & Whitcomb 1970)“ versorgt wurden. Erst auf Nachfrage erfährt man, dass in manchen Arbeiten zusätzlich auch Insekten verfüttert wurden.

Durch alleiniges Verfüttern von Bhatkar-diet entstanden leider zahlreiche höchst fehlerhafte Ergebnisse in „wissenschaftlichen“ Arbeiten. So verhielten sich ganz normale, selbständige Leptothorax-Arten „wie Sklavenhalter“, überfielen in „Gemeinschaftsformikarien“ andere Völker derselben, oder verwandter Arten, „raubten“ Puppen um sie dann an die eigene Brut zu verfüttern. Echte Sklavenhalter verzehrten die geraubte Sklavenbrut, statt die Sklaven schlüpfen zu lassen. So kann eine, auch noch im Ansatz miserable, Veröffentlichung über Jahrzehnte Unheil stiften.

Zudem gelang es uns bereits 1988 nicht mehr, Die von B.&W. 1970 verwendeten Vitaminpillen zu bekommen. Verschiedene Fabrikate, die wir als Alternativen in Erwägung zogen, enthielten bestimmte Vitamine in extrem unterschiedlichen Dosierungen, in einem Fall war die Menge eines Vitamins in einer Pille 10.000 mal (zehntausend!) größer als in einer anderen. Man sollte sich daher überlegen, ob es sinnvoll ist, "irgendwelche" Vitamine zu verfüttern! (A. Buschinger, 28.4.06)


Vitamine

Vitamine und Vitaminzusätze für Ameisen sind überflüssig.

Ameisen haben, wie alle Tiere, in Jahrmillionen ihre Ernährung u.a. auf ein ihrem Bedarf angepasstes Angebot an Vitaminen eingestellt. Bei einigermaßen naturnaher Fütterung (die ja doch eine der Bedingungen für „artgerechte Haltung“ ist!), benötigen die Ameisen keine zusätzlichen Vitamine.

Hinzu kommt, dass es absolut keinerlei Erkenntnisse über die erforderlichen/ wünschenswerten/ tolerierten Mengen der zahlreichen Vitamine gibt. Schädliche Hypervitaminosen (Stoffwechselstörungen durch zu hohe Dosierung einzelner Vitamine) sind beim Menschen bekannt und untersucht, ebenso bei einigen Haustierarten. Ob es so etwas auch bei Ameisen gibt? Wer eine wissenschaftliche Untersuchung über den Vitaminbedarf von Ameisen kennt, möge das Zitat oder/und eine Kurzfassung in der „Diskussion“ mitteilen.

Die „Bhatkar-Whitcomb-Diät“ enthält eine Vitaminpille, ein seinerzeit für den menschlichen Gebrauch angebotenes Produkt. Die Ameisen haben es ausgehalten, aber es wurden keine Versuche mit anderen Präparaten, Dosierungen und Mischungsverhältnissen der Vitamine durchgeführt. Auch wurde nicht ermittelt, ob die einzelnen Ameisenarten unterschiedliche Bedürfnisse haben. Über Vergleichsversuche zur Eignung der Diät OHNE die Vitaminpille enthält die Veröffentlichung keine Angaben.

Sehr zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen über Ameisen zeigen, dass es bei naturnaher Fütterung gelingt, viele Arten über sehr lange Zeit ohne Vitaminzugaben zu halten und sogar über Generationen zu züchten.


Spezialitäten

Mehlkäfer und Mehlwürmer

Besonders bei den kleinen Gattungen, wie zum Beispiel Lasius, Tapinoma, Pheidole usw.. sind in der Mitte zerteilte Mehlkäfer und Mehlwürmer sowie deren Puppen sehr beliebt, da diese wunderschön ausgehöhlt werden können. Jedoch Vorsicht: Diese Futtertiere könnten von Milben befallen sein, die sich auf die Ameisen übertragen und den ganzen Staat befallen können. Um dem vorzubeugen am besten kurz in heißem Wasser (min. 60°C) kochen. Vorsicht: einfrieren alleine reicht unter Umständen nicht aus um Milben zuverlässig abzutöten!

Fliegenmaden und Fliegenlarven

Diese werden vor allem von großen Gattungen bevorzugt, z.B. Cataglyphis, Camponotus usw..

Shrimps

Von einem Halter wurde über Shrimps berichtet

Ich füttere normalerweise Insekten oder Hackfleisch als Protein-Quelle. Zurzeit habe ich aber keine Insekten zur Verfügung. Deshalb hab ich zu anderen Krustentieren gegriffen: Shrimps, bzw. "Grönlandkrabben in Lake", die ich kurz abgespült habe.
Zuerst tranken sie (gefüllte Hinterleiber, keine Mandibeltätigkeit). Dann zerlegten ca. 120 Arbeiterinnen (60 davon als Wächterinnen) die "Beute". Nach ca. 24 Stunden war so gut wie nichts mehr da.
Der Erfolg war überwältigend. Also so sind sie über das Hackfleisch nie hergefallen.

Katzenfutter

Als proteinreiche Alternative kann auch Katzenfeuchtfutter aus der Dose gereicht werden.

Hühnerei

Als proteinreiche Alternative kann Ei verwendet werden. Bei kleinen Kolonien nie das gesamte Ei ins Formikarium hineinlegen! Kleine Ei-Stücke reichen vollkommen, es besteht sonst Schimmelgefahr.

Pflanzenläuse

Viele Arten ernähren sich von Schild-, Wurzel-, Rinden- und/oder Blattläusen, welche z.B. auf Rosen oder Efeu gezüchtet werden - das denken zumindest die meisten Menschen. Genauer gesagt ernähren viele Ameisenarten sich eher von den Ausscheidungen dieser Pflanzenläuse, in denen unter anderem reichlich Kohlenhydrate (diverse Zuckerarten) enthalten sind, als von den Tieren selbst.

Pilz

Blattschneiderameisen (Gattungen Atta und Acromyrmex) züchten auf abgetrennten und fein zerkauten Blättern einen Pilz, von dem sie sich ernähren. Adulte Ameisen beziehen einen Großteil ihrer Energie auch aus dem Saft, der beim Schneiden und Kauen austritt.

Bienenprodukte

Bienen produzieren zur Versorgung ihrer Kolonie drei Stoffe, die auch den Ameisen schmecken und mit wichitgen Nahrungsmitteln versorgen. So eignen ich Honig und das "Gele Royal" wunderbar um die Ameisen schnell und effektiv zu ernähren oder eine kleine Kolonie aufzupäppeln. Noch mehr sind Ameisen (insbesondere Europäische Arten) auf Pollen scharf. Zu beziehen sind diese Pollen über ein Reformhaus oder einen Imker.