Ausbruchsicherung

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Das Thema Ausbruchsicherung bzw. Ausbruchschutz wird unter Ameisenhaltern immer wieder diskutiert. Grundlegend haben sich zwar einige Formen durchgesetzt, durch bestimmte Fehler oder aufgrund besonderer Eigenschaften mancher Ameisenarten werden diese jedoch unwirksam.

Neben einem sicheren Ausbruchschutz ist auch auf eine sichere Aufstellung des Formicariums zu achten, damit dieses beispielsweise nicht vom Regal fallen kann oder anderweitig beschädigt wird. Siehe hierzu auch http://www.ameisenwiki.de/index.php/Ausbruch

Allgemeines

Die Entscheidung für den einen oder anderen Ausbruchsschutz muss auf die gehaltene Ameisenart abgestimmt sein! Ein bestimmter Ausbruchsschutz ist längst nicht für alle Ameisenarten gleich wirksam.

Leider werden bisher für die einzelnen Ameisenarten im Handel keine exakten Angaben gemacht, welcher Ausbruchsschutz jeweils geeignet oder eventuell völlig ungeeignet ist. Man muss sich vor dem Kauf der Ameisen und des evtl. nicht billigen Ausbruchsschutzes informieren.

Beispiele:

Pachycondyla analis (früher: Megaponera foetens, die „Stinkende Riesen-Urameise“) kann weder an Glas noch an Polyäthylen- oder PVC-Wänden hochklettern. Da erübrigen sich alle weiteren Sicherungen mit Öl, Vaseline usw.. Ob dies für andere Arten der Gattung Pachycondyla ebenso gilt, muss man beim Anbieter erfragen oder bei anderen Haltern.

Monomorium pharaonis (Pharaoameise) und die Arten des Tetramorium caespitum/impurum-Komplexes sind durch Ölbeläge und Vaseline nicht aufzuhalten! Es sind „Fett liebende“ Arten. Ob PTFE, Graphit und anderes für eine Art wirksam sind, muss man vor dem Kauf beim Händler erfragen. Die Wirksamkeit sollte man sich schriftlich zusichern lassen!

Die Pharaoameise konnte nur in dicht verschlossenen Behältern gehalten werden, die zudem als „Inseln“ in einem Becken mit einer 1 cm hohen Paraffinöl-Füllung standen. Die immer noch zahlreichen „Flüchtlinge“ ertranken in dem Paraffinöl mit 100% Sicherheit.

Für die meisten im Handel angebotenen Arten liegen anscheinend kaum experimentelle Untersuchungen vor.

Ausbruchsicherungen

Hier ein kurzer Überblick über die gängigsten Methoden zur Ausbruchsicherung.

Talkum

Formicarium mit Talkum als Ausbruchschutz

Talkumpulver wird langsam mit Wasser gemischt, bis eine glatte, klumpenfreie Masse entstanden ist. Um die Ausbruchssperre optisch etwas zu verbessern, sollte man den Bereich des Formicarium-/Terrariumrandes, auf den die Talkummasse aufgetragen werden soll, mit Malerkrepp abkleben. Am besten trägt man die Talkummasse nicht zu dick mit einem feinen Haarpinsel auf. Danach muss das Ganze ein paar Stunden trocknen.
Ist die Sperre getrocknet, das Malerkrepp wieder abziehen und die Talkumschicht mit einem trockenen Pinsel oder Finger leicht aufrauen.
Versucht nun eine Ameise über diesen Talkumstreifen zu klettern, findet sie auf dem Talkum keinen Halt, da sich unter ihren Füßen feinste Partikel ablösen. Die Ameise fällt früher oder später auf den Formicarium-/Terrariumboden zurück (schadet der Ameise nicht).
Talkum ist ungiftig und hat keine abschreckende Wirkung sondern verhindert lediglich ein Weiterkommen. Es können auch andere Stellen, als der Aquariumrand damit gesichert werden, beispielsweise Kabel oder Schläuche, die in das Formicarium/Terrarium ragen.
überschüssiges Talkum nicht wegwerfen, sondern einfach trocknen lassen und aufbewahren. Es kann jederzeit wieder mit Wasser vermengt und neu aufgetragen werden. Talkum kann für ca. 1€/100g bei den meisten Apotheken erworben werden.
Nachteile von Talkum: Der Talkumstreifen ist deutlich sichtbar und Talkum staubt und bröselt bei leichter Berührung etwas ab.

Gefahren

Durch Kombination Talkumstreifen und Wassergraben kann aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit das Talkum wieder zu feucht werden und stellt dann kein Hindernis mehr dar.
Von Zeit zu Zeit muss der Talkumstreifen nachgebessert werden, da sich bei jedem Ausbruchsversuch etwas Talkum ablöst. Wie stark die Abnutzung ist hängt unter anderem auch von der gehaltenen Ameisenart ab. Zum Beispiel hält bei Lasius niger eine gut aufgetragene Schicht Talkum bei mehreren 1000 Arbeiterinnen über ein Jahr.

Graphit

Eine Kunststoff Arena kann am oberen Rand einige cm. breit mit Pulvergraphit bestrichen werden. man macht es am besten mit dem Finger und nicht mit einem Pinsel, das Graphit glättet alle Unebenheiten und die Oberfläche wird glatt wie Teflon. Diese Schicht muss sehr selten erneuert werden.

Vaseline, oder Öle

Statt Talkum werden auch Vaseline oder Öle als Ausbruchsicherung empfohlen. Dickflüssiges Paraffinöl wird gerne verwendet, jedoch auch verschiedene pflanzliche Öle. Öle haben den Vorteil, dass sie kaum sichtbar sind, wenn sie entsprechend dünn aufgetragen werden. Der Nachteil ist, dass Öle häufig - etwa 14 tägig - erneuert werden müssen. Es gibt auch Berichte von Haltern, bei denen z. B. Myrmica rubra sich von Vaseline nicht aufhalten ließ.

Gefahren

Pflanzliche Öle, Salatöl, Olivenöl etc., sind unbrauchbar. Sie verharzen, werden dadurch fest und für die Ameisen begehbar. Salatöl und dergleichen kann auch ranzig werden und dann unangenehm riechen.

"Paraffinöl dickflüssig" (Apotheke!) ist ein in Forschungsinstituten seit mindestens 60 Jahren bewährtes Mittel zur Ausbruchssicherung. Beim Anbringen muss man darauf achten, dass das Öl nicht die ganze Scheibe hinunterläuft, sondern sehr dünn aufgetragen wird, z. B. mittels Papiertaschentuch. Am Ende nochmals nachwischen: Es bleibt ein praktisch unsichtbarer, aber gut wirksamer Belag auf der Scheibe haften, der den meisten Ameisenarten das Überqueren unmöglich macht.

Zum "Erneuern" eines Paraffinöl-Belags reicht es oft, einfach nochmals mit einem Papiertaschentuch darüber zu wischen um den Staub zu entfernen. Wird der Belag trotzdem unwirksam, gibt man vor dem Drüberwischen 1-2 Tropfen Paraffinöl auf das Papiertaschentuch.

Vaseline eignet sich nur für wenige, vor allem größere Arten. Auch sie muss von Zeit zu Zeit nachgebessert werden. Manche fettliebenden Arten fressen Vaseline (z. B. Tetramorium spp. und Monomorium pharaonis).

Ein Missverständnis war in einem Forum zu lesen: Es wurde gefragt, ob man auch einfach den Beckenrand mit einer Wachskerze einreiben könne, Paraffin sei ja Wachs. Paraffine bestehen jedoch aus mehr oder weniger langkettigen Kohlenwasserstoffen und sind deshalb bei normalen Temperaturen fest, dick- oder dünnflüssig. Über festes Kerzenwachs können Ameisen natürlich problemlos laufen, sogar besser als auf einer wachsfreien Glasscheibe, auf der ihre Krallen nicht greifen können.

Abdecken

Man kann durchaus ein Aquarium abdecken und luftdicht verschließen (z. B. Glasplatte auflegen). Hierbei muss man jedoch beachten wie sich Temperatur und Luftfeuchtigkeit entwickeln. Die Ameisen benötigen keine allzu großen Mengen Sauerstoff. Deshalb würde gelegentliches Lüften reichen. Will man sein Formicarium nicht luftdicht verschließen, können Fliegengitter, oder noch besser Metallgaze verwendet werden.

Am besten ist ein ringsum dicht (!) auf dem Rand des Formikariums aufliegender, fester Deckel (Glas! - Acryl oder Plexiglas nehmen Feuchtigkeit auf und wölben sich, so dass an den Ecken Spalten zum Rand des Formikariums entstehen können).

In der Abdeckung sollte eine größere Öffnung sein, in die Metallgaze eingeklebt ist. Durch eine Scheibe passender Größe kann der Luftaustausch im Becken reguliert werden. Ist es zu feucht, nimmt man die kleine Abdeckung weg; wird es zu trocken, schiebt man sie mehr oder weniger weit über die Öffnung.

Gefahren

Je nach Größe der Ameisen müssen Luftlöcher winzig sein. Beim Öffnen der Abdeckung können oft Ameisen auf dieser sitzen und dann leicht ausbrechen. Einige Arten können sich durch bestimmte Materialien durchbeißen. Bei luftdicht verschlossenen Behältern besteht höhere Schimmelgefahr.

Bei grösseren Kolonien kann das Öffnen des Deckels zur Herausforderung werden, wenn sich ständig Ameisen auf ihm aufhalten. Beim Schliessen können Ameisen eingeklemmt und getötet werden. Darum vorzugsweise mit zusätzlicher Sicherung versehen (Talkum, Öle, Teflon etc.).

Teflon (PTFE)

Polytetrafluorethylen (Markenname Teflon) ist eine chemische Substanz, genauer gesagt ein Polymer. Ausführliche Informationen zur Ausbruchsicherung mit Teflon sind unter PTFE zu finden.

Es ist für die Verwendung als Mittel zur Ausbruchsicherung geeignet da es folgende Eigenschaften aufweist:

Vorteile

  • sehr zuverlässiger Ausbruchsschutz
  • Ungiftig

Nachteile

  • Aufwändiger in der Aufbringung
  • Nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums bilden sich milchige Punkte

Achtung: Beim aufbringen auf die Scheibe unbedingt eine Schutzbrille und Handschuhe tragen. Sollte dennoch Teflon ins Auge gelangen, dieses sofort reichlich ausspülen und einen Augenarzt kontaktieren.

Oft wird berichtet, dass Ameisen trotz PTFE-Ausbruchsicherung entkommen können. Solche Ausbrüche sind jedoch eher auf eine fehlerhafte Anwendung zurückzuführen, da PTFE nicht einfach aufzutragen ist und besonders in Ecken bzw. auf Silikon schlecht bis garnicht hält.

Bei korrekt aufgetragener PTFE-Schicht sind Ameisen meist nicht in der Lage, diese Sperre zu überwinden.
Eine Anleitung zum korrekten Auftragen befindet sich unter PTFE.

Wassergraben

Vielfach wird die Haltung von Ameisen auf "Inseln" empfohlen. Das sieht unter Umständen schick aus, ist aber mit besonders hohem Ausbruchsrisiko verbunden! Die Breite des Wassergrabens sollte auf allen Seiten mindestens 4-5 cm betragen, je mehr, desto besser. Der Inselrand sollte nicht glatt sein um ein versehentliches Abrutschen zu vermeiden. Die meisten Ameisenarten können nicht schwimmen. Viele Ameisenhalter lehnen einen Wassergraben ab, da Ausbruchsversuche oft zum Tode der Ameisen führen. Durch die Zugabe von Seife oder einem Spülmittel (ein paar Tropfen) kann die Oberflächenspannung zusätzlich herabgesetzt werden, so dass Ausbruchsversuche umso sicherer unterbleiben.

Gefahren

Ameisen können ertrinken. Vor allem bei Panik, z. B. durch eine Erschütterung, kann dass zu größeren Verlusten führen.

Viele Ameisenarten können auf dem Wasser laufen, besonders wenn die Oberflächenspannung zu groß wird. Vor allem durch Verunreinigung, wie z. B. Hausstaub, kann das Wasser schnell "begehbar" werden.

Es gibt Arten, die sogar unter Wasser am Boden des Grabens laufen und so den Weg in die Freiheit finden können. Man muss sich informieren, ob die Art, die man halten möchte, durch einen Wassergraben wirklich aufgehalten werden kann.

Elektrischer Ausbruchsschutz, Strom, elektrisch geladene Sperre

Wird in Foren immer mal diskutiert. Hier ist ein detaillierter Bericht über einen Versuch. Titel: „Ausbruchsschutz mit Batterien: Es funktioniert (leider nicht!)“

http://www.antstore.net/viewtopic.php?f=135&t=9412

Ein wirklich funktionierendes System wurde bisher (März 2009) nicht beschrieben.

Zusammenfassung

Oftmals werden verschieden Varianten miteinander kombiniert. Außerdem testen viele Ameisenhalter immer wieder neue Ausbruchsicherungen mehr oder weniger erfolgreich. Es lässt sich zu jeder bekannten Ausbruchssicherung ein Haltungsbericht über einen erfolgreichen Ausbruch finden. Informiert man sich jedoch genau über die Fähigkeiten seiner ausgewählten Art und kontrolliert man seine Sicherung regelmäßig, kann man einen Ausbruch mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen.