Bekämpfung von Ameisen: Unterschied zwischen den Versionen

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E-Mail: info-at-ameisenschutzwarte.de
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Version vom 5. Juni 2010, 17:49 Uhr

Schwärmende Ameisen

Viele Märchen werden immer wieder zum Thema Ameisenbekämpfung aufgetischt, nicht nur von Privatpersonen, sondern auch von den Herstellern bzw. Händlern, die an ihren Bekämpfungs- bzw. Vertreibungsmitteln verdienen wollen. Eine nie beantwortete Frage ist, wohin die Ameisen vertrieben werden sollen, falls das Mittel tatsächlich wirkt. In die Nachbarwohnung? Oder im Freien in den Nachbargarten? - Wenn die zu vertreibende Ameisenart an dem vorgesehenen neuen Platz überhaupt leben kann, so lebt sie in aller Regel dort bereits. Wenn man also ein Volk z.B. von Lasius niger ins Nachbargrundstück treibt, stößt es auf dort ansässige Lasius niger-Völker. Aufgrund der Territorialität der meisten Ameisenarten startet man dann bestenfalls eine Völkerschlacht. Schnelle Vernichtung an dem Ort, wo einen die Ameisen stören, ist vielleicht doch humaner.

Es gibt verschiedene in der Praxis wirksame Verfahren um Ameisen von bestimmten Objekten fern zu halten, sowohl im Freien als auch in der Wohnung.

Da Ameisen allgemein nicht gerne über Öl oder Wasser laufen, kann man z.B. einen Bienenstand vor dem Eindringen von Ameisen schützen, indem man die Füße des Gestells in Dosen mit Mineralöl oder Wasser (mit einem Detergenz) stellt. Wasser trocknet aus, muss öfter ersetzt werden. Auch Öl wird durch Staub allmählich unwirksam.

In der Wohnung kann das auch helfen, um die Ameisen von Tisch oder Speiseschrank fern zu halten. Das spielt allerdings wohl nur in Ferienwohnungen in wärmeren Ländern eine Rolle, wo man sich oft tatsächlich vor Ameisen kaum retten kann. Hölzerne Möbelfüße saugen sich natürlich voll und können verquellen.

Eine vielfach zu lesende Empfehlung ist, einen Kreidestrich um ein zu schützendes Objekt zu ziehen: Es stimmt, dass Ameisen diesen Strich zunächst nicht gerne überqueren. Seine Wirkungsdauer lässt aber zu wünschen übrig. Luftzug, Wind, Regen machen diesen "Schutz" sehr schnell unwirksam, ganz besonders im Freien.

Dennoch fand ich kürzlich die Reklame einer Firma, die über das Internet spezielle "xxx-Kreide" verkauft.

"Ziehen Sie einfach an der gewünschten Stelle einen xxx-Strich mit unserer hochwirksamen xxx-Kreide oder dem xxx-Streu. Dieser Strich wirkt sofort wie eine unüberwindbare Barriere für Ameisen und andere Plagegeister. Zuverlässig, einfach und schnell. Noch dazu ist xxx-Kreide sehr umweltbewusst (mir war nicht bewusst, das Kreide ein Bewusstsein hat!). Mit xxx-Kreide ist die Bekämpfung der Schädlinge ein Kinderspiel....

Die Ameisensperre kommt in Kreideform als xxx Kreidestick oder xxx Kreidestreu zu Ihnen nach Hause. Das heißt Sie können mit einem Strich xxx-Kreide den Sie auf Fensterbänken, Türstufen, Balkonen, Terrassen oder beispielsweise um Lüftungsschlitze aufbringen die Wege der Ameisen und anderer Kriechtiere von außen nach innen durchkreuzen. Die Wirkung setzt umgehend ein und schon nach Minuten ist der Erfolg zu sehen und die Plagegeister verschwinden."

Kommentar: "xxx" ersetzt den Namen der Firma. Wer an eine Wirkung glaubt, kauft besser Tafelkreide. Die Beschreibung zielt m.E. auf ausgesprochen leichtgläubige Kunden.

Bekämpfung

  • Einen umgestürzten Blumentopf mit Erde als Nisthilfe anbieten. Nach einiger Zeit ziehen die Ameisen um, so dass man sie samt der Königin umsiedeln kann.

Dies funktioniert NUR unter bestimmten Voraussetzungen:

- Im Rasen oder Garten

- Es handelt sich um Lasius niger oder eine der gelben Arten (z.B. Lasius flavus)

- Im Frühjahr/ Sommer, wenn nach einer Regenphase von einigen Tagen wieder Sonne scheint und die Ameisen einen Erdhügel aufschütten: Dann "möchten" sie Larven, Puppen und andere Brutstadien ins Warme bringen

- Der Blumentopf wird mit Holzwolle oder zerknülltem Zeitungspapier locker gefüllt

- 2-3 Tage Wartezeit. Dann z.B. Kehrichtschaufel unter den Blumentopf schieben und den Topf samt Inhalt in einen Eimer etc. setzen. Wenn reichlich Ameisen und Brut darin sind, kann der Inhalt an der gewählten Stelle ausgekippt werden. Nicht zu nah am ursprünglichen Wohnort: Die Ameisen finden über 10-20 Meter Entfernung zurück!

  • Ameisenfresslack (mit Trichlorphon und Waldhonig als Köder) wird in den Bau getragen und tötet zugleich einen Teil der Brut ab

- Es gibt zahlreiche weitere Ameisenfraßköder, alle mit denselben Versprechungen. Ob ein Erfolg erzielt wird, hängt in sehr starkem Maße davon ab, welche Ameisenart bekämpft werden soll, und unter welchen räumlichen Gegebenheiten.

  • Ein haselnussgroßes Stück Bäckerhefe wird mit 1 Esslöffel Wasser und Zucker oder Honig zu einer steifen Masse gerührt und ausgelegt.

- Das wird getan in der Hoffnung, dass die Ameisen dann aufgetrieben werden und platzen. Falsch: Ameisen haben wie fast alle Tiere vorn und hinten je eine Öffnung, durch die auch Gase, hier Kohlendioxid, aus dem Darmtrakt abgeleitet werden können.

  • Auf die Straßen kann auch Puderzucker mit Natron oder Borax gestreut werden.
  • Kampfer in Alkohol 1:10.
  • Heißes Wasser in das Nest.
  • Spritzmittel mit den Wirkstoffen Phoxim, Chlorpyrifos, Fipronil
  • Zimt auf der Ameisenstraße blockiert sie für einige Tage, danach ist wieder Zimt zu streuen

Radikale Methoden wie "Benzin reinkippen und anzünden" sind nicht zu empfehlen!

Vertreiben

Durch Zufall habe ich im Urlaub bei der Suche nach einem für Ameisen mutmaßlich übel riechenden Stoff entdeckt, dass Clotrimalzol-Spray welches in jeder Apotheke als Mittel gegen Fußpilz für ein paar Euro erhältlich ist, ein super Mittel gegen in Wohnräume eindringende Ameisen ist. (In Wohnräumen verbietet sich aus gesundheitlichen Gründen weitestgehend das hantieren mit anderen starken Giften). Die mit diesem Spray kurz besprühten Stelle wird von allen Ameisen sofort entschieden gemieden. Damit kann der Weg der Ameisen von der Veranda oder dem Fensterbrett mittels eines besprühten Streifens sofort abgesperrt werden. Selbst ein oder zwei Tage nach der Präparation meiden die Ameisen noch diesen Bereich. Ameisen, die einen solchen Sprayer abbekommen haben sterben sogar innerhalb von 3 bis 5 Minuten. Das Mittel dürfte, da es in Apotheken frei verkäuflich ist für den Menschen nicht diese Giftigkeit aufweisen.

Anmerkung: Eine wissenschaftliche Beurteilung kommt zu dem Schluss, dass der Wirkstoff keinerlei Wirkung auf Ameisen hat. Das sofortige Abtöten der von dem Spray getroffenen Ameisen ist auf das Lösungsmittel zurückzuführen.

Ein weiteres Mittel mit ähnlicher Wirkung wie das Fußpilzspray ist Teebaumöl. Ich habe es, allerdings im Freien an der Hauswand, mit Erfolg angewendet, der Geruch ist schon sehr unangenehm.

Köderverfahren

Im Forum der Deutschen Ameisenschutzwarte findet sich ein sehr aufschlussreicher Beitrag von G. Heller über diverse Köderverfahren zur Ameisen-Bekämpfung und deren Wirksamkeit:

http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=331

Es lohnt sich, immer wieder einmal auf diese Seite der DASW zu sehen, wo öfter konkrete Beispiele von Ameisenbefall diskutiert werden:

http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewforum.php?f=23


Spezielle Anleitung für bestimmte Arten

In den meisten Fällen empfiehlt es sich, einige Ameisen (5-10, möglichst Arbeiterinnen) z.B. durch die Deutsche Ameisenschutzwarte bestimmen zu lassen. Einsendung in kleinem (!), gut schließendem Gefäß mit Brennspiritus oder anderem Alkohol; es geht z.B. mit 70 % Alkohol, zur Not sogar mit Schnaps (ca. 40 %).

Je nach Art sind unterschiedliche Empfehlungen zu erwarten. Als Beispiel sei hier die in Mitteleuropa weit verbreitete und als Hausameise schädliche Lasius brunneus genannt. Der Standardtext, den ich immer wieder versenden muss, lautet:

Betr.: zugesandte Ameisen-Probe

Sehr geehrte/r Herr / Frau XXX,

Es handelt sich um die “Braune Wegameise” (Lasius brunneus), eine bei uns in Wäldern, Parks und Gärten häufige Art. Sie nistet allerdings auch gerne in Gebäuden, wobei die Arbeiterinnen zur Futtersuche nur selten ins Haus kommen, sondern Wege nach draußen zu Bäumen mit Blattläusen und Beuteinsekten belaufen. Die geflügelten jungen Königinnen und Männchen tauchen häufig im Frühsommer innerhalb des Hauses auf.

Die Bekämpfung gerade dieser Art ist schwierig: An handelsübliche Fraßgifte geht sie nicht. Außerdem würde, selbst bei erfolgreicher Vernichtung des Volkes, die nach wie vor bestehende Nistgelegenheit sehr bald von einem neuen Volk entdeckt und besiedelt. Ursache für ihre Ansiedlung sind von außen zugängliche, geeignete Materialien (Isolierungen, auch z.B. Styropor, Kokosfaser, Kork, Spanplatten, morsches Holz) in Verbindung mit etwas Feuchtigkeit. Gibt es Undichtigkeiten im Dach? Feuchte Stellen an der Wand? Falls möglich trockenlegen und evtl. von außen die Zugangswege für die Ameisen z.B. durch Silikon-Dichtmasse versperren. Leider vergreift sich L. brunneus auch, von “weicherem” Isoliermaterial ausgehend, an tragenden Holzteilen, die so zerlöchert werden können, dass Bruchgefahr besteht.

Betr. Bekämpfungsmitteln weiß ein Schädlingsbekämpfer besser als ich selbst, was z.Zt. genehmigt ist, da ändert sich oft etwas. Aber wie oben gesagt: Eine reine Bekämpfung verschiebt das Problem nur, Sie müssen die Nistgelegenheit beseitigen (lassen).

Viele Grüße,

(Unterschrift)

Diese Bestimmung erfolgt gratis. Spenden (steuerlich absetzbar) zum Schutz der gefährdeten Waldameisen bitte an die Deutsche Ameisenschutzwarte e.V., Horst Fentzahn, Kreissparkasse Hannover (BLZ 250 502 99), Kto-Nr. 2 008 852 143.

(A. Buschinger, 25.Mai 2007)


Ameisenbekämpfung: Neuere Entwicklungen

( 27.05.2007) Ein User im Forum der Deutschen Ameisenschutzwarte hat auf ein anscheinend relativ neues Mittel gegen Lasius brunneus (und andere Arten) hingewiesen und nach Erfahrungen damit gefragt: http://www.schaedlingsshop.de/product_info.php/info/p1459_Drax-Ameisengel-PF---Gr-n-gegen-rotr-ckige-Ameisen.html

Das Mittel ist inzwischen wieder vom Markt genommen worden.

Hier ist meine wohl auch allgemein interessierende Antwort:

Das genannte Gel bietet der Shop seit Oktober 2006 erst an, also seit weniger als einem Jahr. Ob andernorts damit längerfristige (= mehrjährige!) Erfahrungen vorliegen, weiß ich nicht.

Ich muss auch sagen, dass ich kein Schädlingsbekämpfer bin, zudem im Ruhestand und ohne Labor. Neuere Mittel kann ich also nicht austesten, und obwohl es mich interessieren würde, ob dieses Gel funktioniert, mache ich keine Versuche dazu: Zum Glück habe ich keine Ameisen im Haus; mir eigens deswegen diese nicht ganz harmlosen Lasius brunneus ins Haus holen werde ich auch nicht, und aus einem oder nur wenigen Versuchen kann man ohnehin keine allgemein gültige Regel ableiten. Zudem sind die Mittel ja nicht eben billig.

Ein weiterer Grund für mich, keine solchen Tests mehr zu machen (früher habe ich mal durch einen Diplomanden „Hausmittel“ testen lassen) ist die Erkenntnis, dass man mit einer noch so erfolgreichen Bekämpfung doch nur das Symptom beseitigt, nicht die Ursache. Ursache ist eben, dass man durch „Bausünden“ (im weitesten Sinn!) für diese Ameisen geeignete Nistplätze bereitstellt.

Jedes Jahr in der Schwarmzeit fliegen zahllose begattete Königinnen umher auf der Suche nach einem geeigneten Nistplatz. Eine solche Nistgelegenheit (vielleicht gerade durch Vernichtung einer vorhandenen Kolonie frei geworden!) wird unter Garantie eine oder mehrere der Jungköniginnen finden. Nach spätestens 3 Jahren (Aufbau der jungen Kolonie) haben Sie dieselbe Situation wie zuvor: Befall! Dagegen hilft eben wirklich nur, die Nistgelegenheit für die Ameisen unbewohnbar oder unzugänglich zu machen.

Immerhin bin ich überrascht, dass dieses Gel nun tatsächlich differenziert: So hat also in der Bekämpfungsindustrie mal jemand zur Kenntnis genommen, dass Ameise nicht gleich Ameise ist! (Nur gegen die Pharaoameise gibt es schon seit einigen Jahren spezielle Mittel, die unter bestimmten Umständen auch wirksam sind).

Wenn ich allerdings dann in der Beschreibung lesen muss:

Zitat: "Ködergel mit Langzeitwirkung zur Bekämpfung von Protein- und fettfressenden Ameisen wie schwarze Ameisen, rotrückige Ameisen (Lasius brunneus) und jagende Ameisen“

dann erhält mein Optimismus bereits wieder einen Dämpfer: Lasius brunneus ist genannt. Was aber sind „schwarze Ameisen“? Da gibt es bei uns mindestens drei, die in Häuser eindringen, alle mit sehr unterschiedlicher Ernährung. Und was „jagende Ameisen“ sein sollen, das kann nicht mal ich als Ameisenforscher mir vorstellen!

Irritierend ist, wie bereits bisher, dass so zahlreiche Mittel angepriesen werden. Der Laie weiß wirklich nicht, was von den einzelnen Präparaten zu halten ist. Sind teurere besser? Ist dieser oder jener Wirkstoff besser? Usw.

Man hat bisher Köder auf Zuckerbasis verwendet, sowie auch welche auf Eiweiß-(Protein-) Basis, und Gemische. Neu sind nun offenbar Köder, die auch Fett fressende Ameisen anlocken sollen.

Für den Kunden stellen sich drei Fragen:

a.) Welche Ameisenart habe ich? – Man muss sie bestimmen lassen.

b) Was fressen meine Ameisen bevorzugt? – Man muss sich von Fachleuten beraten lassen

c) Fressen sie das ganze Jahr (die ganze warme Jahreszeit über) dasselbe? – Es ändert sich im Jahreszyklus!

Und letztlich hilft auf Dauer, wie ich immer wieder betonen muss, nur die Beseitigung der Nistgelegenheiten!

Wenn Sie einen Versuch mit dem neuen Ameisengel machen wollen, wäre ich an einem Erfolgsbericht äußerst interessiert (so wie sicher auch andere Besucher dieses Forums).

Viele Grüße, A. Buschinger (27.Mai.2007)


Auf der Webseite der Deutschen Ameisenschutzwarte ist unter „Broschüren“ der folgende Hinweis zu finden: Buschinger A.: Ameisen abwehren, bekämpfen, vertreiben. Ameisenschutz aktuell,11, Sonderdruck, 1997, 12 S., 0,50 €.

Die Informationsmaterialien können nur gegen Vorkasse der Selbstkosten zzgl. 1,50 € Versand abgegeben werden. Bezugsquelle: Deutsche Ameisenschutzwarte e.V. Bundesgeschäftsstelle Bianka Keil-Krengel Friedensstraße 14 D - 03 253 Doberlug-Kirchhain

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